Karrierestart im Gurkenland: „Inka war besser als die Jungs“
Nationalstürmerin Inka Grings startete ihre Karriere in Eller und Garath. Ihre alten Jugendtrainer erinnern sich.
Düsseldorf. Heute gehört Inka Grings zu den besten Stürmerinnen der Welt. Im jüngsten WM-Spiel der deutschen Fußball-Frauen gegen Frankreich schoss die 32-Jährige gerade erst zwei Tore.
Eine solche Karriere hatte wohl niemand vor Augen, als Inka Grings als junges Mädchen aus dem „Gurkenland“ auf den Fußballplätzen in Eller und Garath zu den ersten Dribblings ansetzte. Zumindest fast niemand. Denn einige wenige ahnten schon etwas. Vor allem ihre Jugendtrainer versetzte Inka Grings von Beginn an in Erstaunen.
Eigentlich sei sie sein Mädchen, sagt Willi Use. Sechs Jahre, seit 1984, hat er Inka Grings beim TSV Eller 04 über den Platz gejagt: „Wenn sie den Ball hatte, war sie irgendwie ein Kind von einem anderen Planeten.“
Mit vier Jahren war sie schon regelmäßig auf dem Fußballplatz. Grings Vater hütete damals bei Eller 04 das Tor. So wurde der Platz an der Vennhauser Allee für Grings ein zweites Zuhause. „Schon in diesem Alter habe ich gesehen, dass aus dem Mädchen mal eine ganz Große wird“, erinnert sich Trainer Use.
Besser als die Jungs war sie von Anfang an, sagt auch Christian Ketelaar. Er hat die kleine Inka bei Eller 04 ebenfalls kurz trainiert: „Die anderen Mannschaften hatten richtig Angst.
Nur bei einem Spiel hat sie mal wegen Krankheit gefehlt, da gab es ein Unentschieden.“ Wenn es darum ging, auch mal einem Jungen den Ball zu überlassen, blieb sie stur: „Ich kann das eben besser als der“, soll sie dann gesagt haben.
Wenn ihr ehemaliger Schützling heute für die Nationalmannschaft im Einsatz ist, sitzen die Trainer gespannt vor dem Fernseher. „Wenn sie nicht aufgestellt wird, bin ich persönlich beleidigt. Sie ist ja unser Kind“, sagt Willi Use.
Ab und zu besucht Grings, die heute in Köln wohnt, sich aber trotzdem noch als Düsseldorferin bezeichnet, den 67-Jährigen. Dann erinnert er sich an die Momente auf dem Platz. „Sie hatte auch ihre Zicken und Macken. Aber dann reichte ein Blick und sie wusste, wo es lang geht.“
Nach der D-Jugend musste Use „sein Mädchen“ ziehen lassen. Denn über die D-Jugend hinaus gab es keine gemischten Mannschaften. Grings musste sich ein Damen-Team suchen. Und landete beim Garather SV.
„Sie war herausragend, sehr talentiert, ehrgeizig und zielstrebig“, sagt der damalige Abteilungsleiter Fußball beim SV, Helmut Röder. „Ich verfolge ihren Werdegang. Mittlerweile ist sie auf dem Platz wieder ruhiger geworden.“ Mit ihr schafften die Garather Frauen sogar den Aufstieg in die Regionalliga.
Talent alleine reichte — besonders damals — nicht aus. „Sie wurde unheimlich von ihren Eltern unterstützt und gefördert. Sie standen immer hinter ihr“, sagt Röder. Und so war die Zeit beim Garather SV für Grings auch auf etwa fünf Jahre begrenzt.
„Bei uns waren die Möglichkeiten für ein solches Talent leider irgendwann erschöpft. Dann hat es eben Gespräche mit Duisburg gegeben und wir haben uns im Guten getrennt. Uns war klar, dass wir sie sonst auch nur blockiert hätten“, sagt Röder.
Ein bisschen Stolz ist bei allen Wegbegleitern zu spüren — und Spannung. Grings hat einmal in einem Interview mit unserer Zeitung gesagt: „Den ganz großen Moment habe ich noch nicht erlebt. Wenn man nach einer Weltmeisterschaft den Pokal in den Händen hält. Das stelle ich mir gewaltig vor.“ Wenn es nach Use geht, ist es bald so weit: „In diesem Jahr wird sie Weltmeisterin.“