Düsseldorf Katholisches Stadtoberhaupt verlässt Düsseldorf mit Wehmut

Am Freitag wird Rolf Steinhäuser verabschiedet. Über die Jahre hat er sich große Anerkennung verschafft. Jetzt kehrt er nach Köln zurück.

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Düsseldorf. Am Ende ist viel Wehmut, auf beiden Seiten. Bei Rolf Steinhäuser, dem Stadtdechanten und Lambertus-Pfarrer, der am Freitag offiziell nach Köln verabschiedet wird, wo er residierender Domkapitular wird. Und bei den Düsseldorfer Katholiken, besonders denen in seiner Pfarrgemeinde in der Altstadt.

Das war 1996 so nicht absehbar. Damals sahen viele in ihm den bloßen Statthalter von Kölns ungeliebtem Kardinal Meisner, den der Erzbischof den Düsseldorfern in gewohnter Manier ohne Rücksprache vor die Nase setzte. Und der gebürtige und überzeugte Kölner Steinhäuser brachte seinerseits eine gute Portion Skepsis den Düsseldorfern gegenüber mit. Doch dann freundete man sich immer mehr miteinander an. Der Intellektuelle entpuppte sich entgegen mancher Befürchtung als gar nicht so konservativ-dogmatisch, Beobachter attestieren ihm, im Laufe seiner Düsseldorfer Jahre immer offener und toleranter geworden zu sein.

Steinhäuser ist sicher nicht ein typischer Menschenfischer, die große, joviale Geste liegt ihm weniger. Er hat in Düsseldorf beharrlich wichtige Projekte vorangetrieben und gemeistert: die Fusion der — sehr selbstbewussten und eigenständigen — Altstadtpfarreien, den Bau des Maxhauses als lebendig-inspirierendem Zentrum des katholischen Düsseldorfs oder die stadtweite „Missionale“ 2009. Und Lambertus war er ein einfach ein guter Pfarrer, mit allem was im Alltag dazugehört. Doch der Monsignore ist weit davon entfernt, seine fast 19 Jahre in Düsseldorf nun im Angesicht des Abschieds zu verklären. „Wenn ich ehrlich bin: Ich lasse eine kleiner, älter und schwächer gewordene Kirche zurück als ich sie vorgefunden habe“, sagte er in seiner Predigt am letzten Fronleichnamstag. Das ist ein hartes, trauriges, aber eben auch wahres Fazit.

Bei der Suche nach den Gründen für die negative Entwicklung macht es sich Steinhäuser nicht leicht, er kennt und nennt die „lange Problemliste“ seiner Kirche vom sexuellen Missbrauch durch Priester bis zu Finanzgebaren oder Zölibat. Doch all das sei nicht das Entscheidende, das Hauptproblem der Kirche sei ihr Primat der „Selbstbewahrung“: „Die Option, dass alles so bleiben soll, wie es ist, ist ein breiter Konsens unserer Gemeinden“, sagt Steinhäuser. Nur ja nicht dürfe man die Vorabendmesse um eine Stunde vorverlegen, oder den Probentag des Kirchenchores wechseln, „dann löst sich der Chor lieber auf“, fürchtet er und fordert im Sinne von Papst Franziskus die strikte Ausrichtung am Evangelium, das Hinausgehen aus der Bequemlichkeit, die Not der Menschen müsse des Christen Hauptsorge sein.

Nun gilt allerdings auch Steinhäuser selbst nicht als Prototyp eines Pastors, der sich am liebsten im sozialen Brennpunkt tummelt. Außerdem beweisen die Düsseldorfer gerade mit ihrer großen Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen eindrucksvoll gelebte Nächstenliebe — und das freut auch den scheidenden Stadtdechanten sehr.

Der 63-Jährige verlässt das ihm ans Herz gewachsene Düsseldorf nicht zuletzt aus gesundheitlichen Gründen: eine Herz-Operation im Mai 2014 führte ihm vor Augen, dass die strapaziösen 80-Stunden-Wochen als Lambertus-Pfarrer und Stadtdechant auf Dauer gefährlich sind.

In seiner Heimatstadt Köln wird er jetzt zwar nicht nur residierender Domkapitular, sondern auch Leiter des Edith-Stein-Exerzitienhauses in Altenberg. Etwas ruhiger als in Düsseldorf freilich kann er es wohl dennoch angehen lassen.