Keine Angst mehr vor dem Schulwechsel

Der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule fällt nicht allen Kindern leicht. Das soll sich jetzt ändern.

Foto: D. Young

Düsseldorf. Der Wechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule fällt Kindern nicht immer leicht. Das Lernen in der Primarstufe ist in der Regel ein behütetes, die Klassenräume sind oft an einer Hand abzuzählen und der Schulhof überschaubar. Ganz anders an der weiterführenden Schule, wo plötzlich mitunter 1000 Kinder auf dem Schulhof herumtoben, es ein wenig länger dauern kann, bis der neue Klassenlehrer sich den Namen gemerkt hat und der Gang zum nächsten Klassenraum gut und gerne ein paar Minuten dauern kann.

„Ein Tag der offenen Tür reicht oft nicht aus, um Grundschülern die Angst vor der weiterführenden Schule zu nehmen“, sagt Davorka Bukovcan, bei der Awo zuständig für Schulsozialarbeit und Offene Ganztagsschule. „Und auch bei den Eltern ist die Unsicherheit groß.“ Derzeit werde viel getan, um Kitakinder auf die Grundschule vorzubereiten. Vier Jahre später müssen die Kinder erneut eine vertraute Umgebung verlassen. Thematisiert werde das aber kaum.

Um das zu ändern, hat sich die Awo mit Dieter-Forte-Gesamtschule und Grundschule Richardstraße zusammengesetzt. Gemeinsam haben sie ein Projekt entwickelt, um den Grundschülern den Übergang in die Sekundarstufe zu erleichtern — und daran auch die Gesamtschüler selbst beteiligt. Unter ihnen auch Gerrit Pesch. Der 14-Jährige kann sich noch sehr gut an seine ersten Tage auf der Gesamtschule erinnern. Vor allem an die Schwierigkeit, sich dort einzufinden. „Ich habe mich damals richtig ins kalte Wasser geschmissen gefühlt“, sagt er.

Vielleicht hat Pesch auch deshalb nicht gezögert, als Schulleiter Michael Biallas ihn fragte, ob er den Grundschülern an der Richardstraße nicht den Schrecken vor der Sekundarstufe nehmen wolle. Obwohl er dadurch Unterrichtsstoff verpasst, den er Zuhause nachholen muss, sagte Pesch sofort: „Ja.“ Seit knapp einem Jahr besuchen er und ein paar andere Schüler nun einmal in der Woche die Grundschule, um mit zwei bis drei Kindern, zu lernen und zu spielen. Auf diese Weise sollen die Kleinen schon einmal Kontakt zu den Großen knüpfen, denen sie möglicherweise über den Weg laufen, wenn sie die Schule wechseln. Schulleiterin Friedegard Schulz ist sicher, dass die Kinder vom Engagement der Gesamtschüler profitieren: „Für sie wird so klar, dass sie auf der nächsten Schule genauso aufgefangen werden, wie auf der Grundschule.“

Doch das ist nicht das einzige Projekt, mit dem der Nachwuchs auf das, was nach der Grundschule kommt, vorbereitet werden soll. So führt die Gesamtschule beispielsweise Projekte weiter, die an der Grundschule begonnen wurden. Dazu zählt unter anderem die Möglichkeit, das Spielen eines Instruments zu lernen. Zugleich nehmen die Lehrer regelmäßig an den Konferenzen der Kollegen der anderen Schulform teil: „So kommen wir miteinander ins Gespräch, können zum Beispiel auch sagen, wo wir Defizite sehen“, sagt Biallas. Der Schulleiter macht kein Geheimnis daraus, dass auch die Gesamtschule selbst vom engen Kontakt mit der Grundschule zu profitieren hofft: „Es gibt viele Vorbehalte gegen unsere Schule“, sagt Biallas. An der Grundschule will er vermitteln, dass es dafür keinen Grund gibt.