Düsseldorf Kick it like Götze: Kinder stürmen die Fußballvereine

Von den Bambinis bis zur E-Jugend sind viele Teams rappelvoll. Längst geraten einige Klubs an ihre Kapazitätsgrenzen.

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Düsseldorf. Sport im Verein ist in — vor allem beim Nachwuchs. Mittlerweile sind mehr als 51.000 Düsseldorfer Kinder und Jugendliche aktiv in einem Klub, vor zehn waren es erst ungefähr 33.000. Den größen Ansturm vor allem von Jungs (aber immer mehr auch von Mädchen) verzeichnet „König Fußball“.

Fast alle 35 Fußballvereine in der Stadt mit einer Jugendabteilung sind bei den Jüngsten im Bereich von den Bambinis über die F- bis zu den E-Junioren (also in der Altersspanne vier bis zehn Jahre) mehr oder weniger voll. „Der Run besteht seit einigen Jahren, hat aber nach dem WM-Gewinn im letzten Sommer noch einmal zugelegt“, sagt Uli Wolter, Geschäftsführer des Stadtsportbundes.

In Klubs wie etwa dem SC West, der SG Unterrath, TSV Urdenbach, BV 04, DSC 99 oder SV Lohausen gibt es mittlerweile vier, fünf oder gar sechs Mannschaften im F- und E-Juniorenbereich. „Das ist schön, hat aber längst ein Funktioner-Problem erzeugt“, sagt Wolter. „Funktioner“, das sind Trainer und Betreuer, natürlich im Ehrenamt. Und bei denen ist der Zustrom bei weitem nicht so groß wie bei den kleinen Kickern. Deshalb, aber natürlich auch wegen der begrenzten Kapazitäten auf den Fußballplätzen, können die Vereine nicht noch mehr Teams aufmachen.

Insofern sind viele Mannschaften im Grunde überfüllt. 13, 14 Kinder sind gang und gäbe, bei Tusa 06 gibt es gar eine Bambini-Mannschaft mit 20 Mitspielern. Wohlgemerkt: Bis zu den E-Junioren stehen nur sieben pro Mannschaft auf dem Platz, ein Torwart, sechs Feldspieler. Zwar können die Trainer bei Bambinis und F-Junioren unbegrenzt auswechseln. Dennoch erblickt man samstags auf vielen Plätzen viele Kinder mit langen Gesichtern, wenn sie nur ein paar Minuten oder gar nicht zum Einsatz kommen. Und entsprechend angefressene Eltern.

Vereine und Trainer gehen ganz unterschiedlich mit der Situation um: Bei manchen wechseln sich die Spieler von Woche zu Woche ab, ergo werden zu jedem Spiel nur maximal zehn eingeladen. Andere lassen stets den vollen Kader erscheinen, und wechseln in der Halbzeit komplett aus. Aber natürlich gibt es auch Ehrgeizlinge, die schon bei den Kleinsten nach Leistung aufstellen und Wechsel vom Spielverlauf und -stand abhängig machen: Wenn’s eng wird, dürfen nur die Guten ran.

Dabei fordert der DFB in seinen Leitlinien für die Betreuer unmissverständlich „Gleiche Spielanteile für alle“: „Einsatzzeiten im Bambini- und F-Juniorenbreich dürfen sich nie nach Ergebnissen richten. Alle Kinder wollen und sollen spielen!“

Und in Düsseldorf spielen die Kleinsten durchweg in „Fair-Play-Ligen“, in denen Ergebnisse gar nicht registriert werden und es auch keine Schiedsrichter gibt.

Werden deshalb bald die Mannschaften von den Bambini bis zur E-Jugend von sieben auf neun oder gar elf Spieler aufgestockt? „Auf keinen Fall“, sagt Stefan Wiedon vom Fußballverband Niederrhein, denn: „Düsseldorf ist nicht der Nabel der Welt. Der Ansturm auf die Fußballvereine ist in anderen Städten und Regionen bei weitem nicht so stark.“ Eher gebe es Überlegungen, auch Vier-gegen-Vier-Spiele einzurichten, berichtet Wiedon, der auch als Ratsherr und Koordinator der Jugendmannschaften des DSC 99 in der Leistungsklasse fungiert.

Die kleinen Teams haben, so Wiedon, vor allem fußballerische Gründe, weil die Kinder so viel ins Spiel involviert sind und mehr Ballkontakte haben. Natürlich sei es problematisch, wenn Mannschaften dreimal so viele Mitglieder hätten wie spielen können. Wiedon: „Bisweilen wären Aufnahmestopps sinnvoll. Aber Vereine sind gemeinnützig, sie können und wollen Kinder nicht so einfach wegschicken.“

Noch löst sich das Problem im Laufe der Jahre von selbst. Im C-Jugendbereich sinken die Spielerzahlen schon merklich, bei den A-Junioren (U18, U19) bekommen manche Vereine kaum noch ein Team zusammen.