Düsseldorf Kinder-Scouting im Fußball: „Das ist Wahnsinn“
Stefan Wiedon vom Fußballverband rät Top-Talenten, erst ab zehn zum Profi-Klub zu wechseln.
Düsseldorf. Neulich berichtete Weltmeister Lukas Podolski, dass sein siebenjähriger Sohn von drei Profi-Klubs gejagt worden sei: „Völlig verrückt“, fand „Poldi das. Und auch der WZ-Bericht in dieser Woche vom „Kinder-Scouting“ im Düsseldorfer Jugend-Fußball hat Diskussionen ausgelöst. Einer, der genau weiß, worum es da geht, ist Stefan Wiedon. Er arbeitet beim Fußballverband Niederrhein, ist Koordinator der Einser-Jugendteams beim DSC 99 und der Sportexperte in der CDU-Ratsfraktion: „Bei der Frage habe ich in allen Funktionen die gleiche Meinung: Da ist viel Wahnsinn unterwegs.“
In den allermeisten Fällen gingen sieben- oder achtjährige Kinder zu früh zu Profivereinen. „Interessant wäre es doch zu erfahren, wie viele es von den F- zumindest bis in den A-Juniorenbereich schaffen, vom Bundesligakader will ich gar nicht reden“, sagt Wiedon, und zweifelt nicht bei der Antwort: „Es sind nur ganz wenige, die meisten Kinder werden schnell wieder aussortiert. Sie bleiben auf der Strecke und viele nehmen Schaden — auch fußballerisch“. Besonders wild agierten derzeit Schalke 04 und Bayer Leverkusen beim Kinder-Abwerben.
Tatsächlich sollte der Nachwuchs mindestens bis zum Ende der Grundschulzeit vor allem Freude am Sport entwickeln (Wiedon: „Deshalb darf es bei Bambini und F-Junioren auch kein stupides Lauf- oder Fitnesstraining geben“). „Kurze Beine, kurze Wege“, bleibe ein sinnvoller Grundsatz, da sei es irre, wenn ein Kind nach der Ganztagsgrundschule von Garath oder Angermund dreimal die Woche zum Fortuna-Training nach Flingern kutschiert werden müsse.
Denn anders als etwa im Kunstturnen verlaufe gerade im Fußball die Entwicklung in den 14 Jahren zwischen Bambini und A-Jugend in vielen Etappen, ergo schade es überhaupt nicht, wenn ein wirklich talentierter Junge erst ab der D-Jugend (10 bis 12 Jahre) bei einem Top-Verein trainiere. „Ich habe mit Michael Tarnat bei Hilden-Nord zusammengespielt, da war der 19. Und hat es dann trotzdem noch zum Stammspieler bei Bayern München gebracht.“