Düsseldorf „Kleine“ Buchhändler halten sich gut
Das Aus für den großen Stern-Verlag erschüttert die ganze Branche. Buchläden im Stadtteil leben von der Kundenbindung.
Düsseldorf. Die bevorstehende Schließung des Stern-Verlages Ende März war auch am Montag Stadtgespräch in Düsseldorf. Besonders schlug die Nachricht vom baldigen Ende der größten Buchhandlung natürlich in der Bücherbranche ein — doch von Schadenfreude keine Spur. „Das ist sehr tragisch“, sagt Elke Böttcher von der kleinen Buchhandlung „Bolland+Böttcher“ auf der Rethelstraße. Ihr Geschäft laufe weiterhin gut: „Wir haben eine sehr enge Kundenbindung im Stadtteil und der nahen Umgebung.“
Hieß es vor Jahren noch, die großen Ketten und das Internet mit dem Versandgiganten Amazon würden den kleinen Buchhändlern die Luft abdrehen, haben längst auch — oder gerade — die großen Läden massive Probleme. Erst recht ein solcher Tanker wie der Stern-Verlag, der quasi einen ganzen Häuserblock zwischen Friedrich- und Talstraße mit 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche ebenso finanzieren muss wie 120 (!) Mitarbeiter.
Am Montag freilich hatten die Geschäftsführer der Düsseldorfer Buchläden durchweg kaum Zeit zum Gespräch — zu voll waren kurz vor Weihnachten überall ihre Läden. Hans Schmitz von der alternativen „Bibabuze“ an der Aachener Straße ist froh, dass gute Verkäufe nicht auf die Tage vor dem Fest beschränkt sind: „Uns geht es gut“, sagt er. Ein guter Service und das richtige Sortiment seien das A und O, denn sie stärkten die Kundenbindung. „Wir decken alle Lücken ab, die andere lassen“, sagt Schmitz.
Aber auch die vielen Veranstaltungen in der Bibabuze spielten eine große Rolle. Angst vor Amazon und Co. hat Schmitz nicht: „Unsere Kunden sind ja die Leute, die genau das nicht wollen.“ Klein im Stadtteil ist jedoch keine Überlebensgarantie, auch solche Bücherstuben gehen immer wieder in die Knie, so die „Bücherhelden“ im Juni an der Birkenstraße.
Andere schrumpften von sich aus, so die Goethe-Buchhandlung, die seit fast 70 Jahren in Pempelfort eine Marke ist. 2012 gab man einen Gutteil der Fläche ab, schloss den Eingang Duisburger Straße. Heute firmiert das Geschäft unter dem Dach des Mediendienstleisters „Goethe+Schweitzer“, die Buchhandlung steuert gerade mal fünf Prozent des Umsatzes bei. Götz Grauert (Presse und Buch im Hauptbahnhof) nennt das Aus für den Stern-Verlag „sehr traurig“.
Bei ihm sei auch nicht alles rosig, „aber zur Zeit sind wir relativ zufrieden“. Grauert glaubt nicht, dass man alles mit der Internet-Konkurrenz erklären könne, zumal ja der Billigfaktor im Netz bei Büchern durch die Preisbindung keine Rolle spiele: „Was mir auf Sicht mehr Sorgen macht, ist, dass immer mehr Menschen gar nicht mehr lesen.“
Neuer Platzhirsch im Düsseldorfer Buchhandel wird zukünftige die Mayersche mit ihrem Flaggschiff an der Kö (mit Droste) auf sechs Etagen und der Filiale Nordstraße. In der Aachener Zentrale des Familienunternehmens (seit 1817) mit über 40 Filialen in NRW war am Montag niemand zu sprechen. Die Mayersche-Droste setzt an der Kö neben dem großen Sortiment auf viel „Regonalia“, Veranstaltungen, das Café oder die beliebte Rutsche runter in die Kinderbuchabteilung. Ob das auf Dauer reicht, die hohe Miete zu decken, wird sich zeigen.