Düsseldorf Verkraftet die Friedrichstraße den Verlust ihres Ankers?
Der Weggang des großen Buchhandels trifft die Händler schwer. Starke Konkurrenz und viele Baustellen.
Düsseldorf. Das Ende des Stern-Verlags, es ist nicht nur ein Schock für die Kunden, sondern auch für die anderen Einzelhändler auf der Friedrichstraße. Die baldige Schließung bringt die Einkaufsstraße nicht nur um ihren größten Kundenmagneten — sie wirft auch ein Schlaglicht auf die nicht ganz einfache Lage des Einzelhandels dort.
So sagt Rainer Gallus vom Einzelhandelsverband im WZ-Gespräch: „Ohne Frage war die Friedrichstraße zuletzt nicht vom Glück verfolgt.“ Die Eröffnung der Bilker Arcaden brachte eine starke Konkurrenz, es folgten das Aus der West-LB und die Baustelle der Wehrhahn-Linie. Die wird in absehbarer Zeit die nächste Baustelle nach sich ziehen, wenn nach dem Ende der Straßenbahn der große Umbau kommt — eine erneute Geduldsprobe für Kunden und Händler.
Nun ist der Abschied des Buchhauses nicht der erste prominente. Aldi hat sich Richtung Kö verändert, Strauss wird nicht mehr lange da sein. Immer wieder werden auch Leerstände beklagt, die sich allzu lange hinziehen. Hat die Friedrichstraße also ein grundsätzliches Problem?
Die Gründe für den Weggang des Stern-Verlags lassen sich zumindest nicht einfach auf den restlichen Einzelhandel übertragen. Der Online-Handel trifft das Buchhaus härter als eine Drogerie oder einen Bio-Supermarkt. Die Straße lebt auch vom Mix vieler kleinerer Geschäfte.
Zu den prägenden Läden zählt etwa Menzels Lokschuppen, ein Fachgeschäft für Modelleisenbahnfans. Am Montagmittag — kurz vor Weihnachten — ist der Laden voll. „Wir leben hier auch von der Laufkundschaft“, sagt Jörg Menzel, „sonst könnten wir auch rausziehen, wo die Mieten günstiger sind. Wir bleiben aber.“ Die Neugestaltung der Straße sieht Menzel als Chance, aber er nennt auch den Nachteil: „Von der U-Bahn aus werden die Leute die Geschäfte nicht mehr sehen können.“
Allerdings gibt es nicht nur schlechte Nachrichten: Rossmann und Kodi haben neue Filialen bezogen, es gibt auch Neuansiedlungen wie den Apple-Gebrauchthändler oder den Craft-Beer-Store. Gerade hat sich wie berichtet ein Investor das Eckgrundstück am Fürstenwall gesichert. Zudem sind Teile der West-LB-Gebäude inzwischen wieder bezogen.
Viele fragen sich nun, was nach dem Stern-Verlag kommen wird. Eine Prognose traut sich aber niemand. Schwer zu glauben ist, dass ein eventueller Nachfolger die kompletten 5000 Quadratmeter bezieht. Als wahrscheinlicher sehen viele, dass nur noch das Erdgeschoss als Ladenfläche genutzt wird.