Kö-Brücke muss neu gebaut werden
Brücke an der Bastionstraße wird bis auf die Stahlträger abgebaut und erneuert — samt Sandsteinfassade und Geländer.
Düsseldorf. Vom Brückenboden hängen tropfende Stalaktiten. Der Stahl der drei großen Bögen, die aus dem Wasser des Kö-Grabens ragen, ist rostig rot und bröselt. Hier im Widerlager der Brücke Bastionstraße, unter der Kö, offenbart sich, warum die Stadt das Bauwerk in den kommenden Monaten fast komplett abtragen wird. Natürlich nur, um es in seiner denkmalgeschützten Form wieder aufzustellen — bis Anfang 2017, für 600 000 Euro. Was sich von selbst versteht: Dafür muss der Überweg komplett gesperrt werden.
Wer regelmäßig über die Kö flaniert, in den vergangenen Monaten mal Justin Bieber, mal das Bikinimädchen einer italienischen Wäschemarke auf der Einhausung beobachtete und nun den Abbau des Gerüstes, der konnte den Eindruck gewinnen, die Arbeiten an der historischen Brücke seien abgeschlossen. Weit gefehlt. Denn dieses Gerüst diente nur der „Kosmetik“ des Fördervereins Kö Kulturerbe an den vorgelagerten Sandsteinmauern und Kandelabern. Im Argen liegt aber weit mehr als das. „Wir haben es zu tun mit einem Brückenbauwerk aus dem Jahr 1905 — also 111 Jahre alt“, erklärte Verkehrsdezernent Stephan Keller gestern beim Ortstermin an der Kö.
Und der führte unter die Brücke, wo Andreas Schmitz vom Sachgebiet Brückenunterhaltung des Verkehrsamtes erläuterte, wie nun bald Stein für Stein abgetragen wird: Das Geländer, welches ertüchtigt wird und einen neuen Korrosionsschutz erhält; der Sandstein, der laut Schmitz „fast mit der Zahnbürste“ schonend gereinigt und aufgearbeitet wird. Die Betondecke auf den Stahlträgern wird fast vollständig abgetragen. Sie soll eigentlich verhindern, dass Feuchtigkeit bis zum Stahl darunter durchdringt. „Doch die Abdichtung ist defekt — bei dem Alter nicht verwunderlich“, so Schmitz. Streusalz etwa habe sie angegriffen. Die neue Bodenplatte bekommt deshalb eine Abdichtung aus Edelstahl. Auch die Widerlager werden runderneuert. „Dann ist für die nächsten 100 Jahre alles okay“, verspricht Schmitz.
Für die Arbeiten wird die Brücke wiederum in Folie verpackt — damit keine Schadstoffe in den Kö-Graben kommen. Bikinimädchen gibt es auf der rund sechs Meter hohen Einhausung diesmal aber nicht zu sehen. Sondern Werbung für Events in der Stadt. Zum Beispiel die Tour de France.