Düsseldorf-Niederkassel Gemeinde kritisiert den Abriss von Sankt Anna

Heftige Debatte im Gotteshaus an der Kanalstraße zu den Plänen des katholischen Kirchenvorstands.

Düsseldorf-Niederkassel: Gemeinde kritisiert den Abriss von Sankt Anna
Foto: H.M.

Niederkassel. Pfarrer Michael Dederichs hatte bis zuletzt geglaubt, die katholische Gemeinde der Sankt Anna-Kirche an der Kanalstraße werde den Abriss des Gotteshauses mit Kopfnicken quittieren. Das war jedoch bei der ersten Gemeinde-Versammlung zu diesem brisanten Thema nicht der Fall. Die Debatte im Gotteshaus verlief heftig, es gab nicht eine einzige Zustimmung. Stattdessen Kritik, Proteste oder Zukunftsängste, die bis zu den Tränen einer Gläubigen führten.

Vielleicht machte es sich der Kirchenvorstand auch zu leicht. Er gab dem Pastoralreferenten aus der City, Georg Lingnau, das Mikrofon in die Hand. Und der ließ zunächst einmal den Kirchenvorstand und einen Vertreter der Erzdiözese reden. Dies geschah keinesfalls so präzise, wie sich Pfarrer Dederichs zuvor im WZ-Gespräch geäußert hatte. Stattdessen hieß es, das Evangelium richte sich an Menschen und nicht an Steine. Und die Profanierung verlaufe nach bestimmten Regeln.

Mit derlei Allgemeinheiten ließen sich die Zuhörer nicht abspeisen. Als Erster ergriff der CDU-Ortsvorsitzende Michael Schmittmann das Wort. Die Kirche sei eine „Stein gewordene Reflexion des Zweiten Vatikanischen Konzils“. Sie stelle ein besonderes Zeugnis des Aufbruchs der katholischen Kirche in den 1960er Jahren dar. Wörtlich sagte er: „Wir brauchen einen Kirchenraum, der mehr ist als ein Andachtsraum. Der Ersatz muss den Namen verdienen.“

Folkert Mindermann, gleichfalls CDU-Mitglied und lange Zeit Bezirksvertreter im linksrheinischen Stadtteil-Parlament, warf dem Kirchenvorstand zwei Dinge vor: Man reduziere die Angebote in der Kirche nun schon seit zehn Jahren. Erst habe man den Kindergottesdienst, dann die Morgenmesse abgeschafft. Zuletzt gab es nur noch eine Samstag-Nachmittagmesse. Das sei kein Angebot an die Gläubigen. Einen Dialog aber habe es nur im Kirchenvorstand gegeben, nicht in Niederkassel. Kein Vorstandsmitglied stamme aus diesem Stadtteil. Die Kommunikation sei aber sehr wichtig.

Mit kurzen scharfen Worten wurde er abgekanzelt. Er gehöre zu den evangelischen Christen. Er habe hier kein Rederecht. Der Ablauf bei den Katholiken sei anders. Mindermann wehrte sich damit, dass seine Frau und seine Kinder Katholiken seien. Susanne Borho aus Alt Niederkassel kam ihm zur Hilfe, als sie ausrief: „Das ist der Grund, warum die katholische Kirche immer weniger Mitglieder hat.“

Wichtige Einwände machte Claudia Hüskes, Vertreterin im Elternrat der Kita, die auch ein Kind auf der katholischen Grundschule hat. Was mit den Kindern geschehe, wollte sie wissen. 45 Kitakinder und 500 Grundschüler könne man nicht über die Luegallee in die Kirche Sankt Antonius marschieren lassen. Wörtlich sagte sie: „Wir brauchen eine Anlaufstelle auf unserer Seite, eine Kapelle für mindestens 90 Kinder. Und überhaupt geht es nicht nur um den Abriss einer Kirche, sondern um einen ganzen Stadtteil.“

Eine Anliegerin wollte wissen, wo die Zufahrten und wo die Baufelder liegen, ob der Paragraf 34 angewendet wird oder ob es einen B-Plan gibt. Die Antworten blieben vage.

In der Versammlung saß der Investor Peter Thunnissen, der schon Christus König umgebaut hatte. Und auch Thomas Rosiny, der Sohn des Kirchen-Architekten, war anwesend. Rosiny wird sich am Investorenwettbewerb beteiligen.