Karneval in Düsseldorf Wie 45.000 Jecken auf der Königsallee feierten
Update | Düsseldorf · Am Nachmittag wurde es beim Kö-Treiben am Sonntag rappelvoll. Die Narren feierten ausgelassen und laut Polizei auch friedlich.
Die Königsallee ist am Sonntag von der Luxus- zur jecken Partymeile geworden. Nach verhaltenem Start wurde es am frühen Nachmittag immer voller und ausgelassener. An vielen Stellen gab es schließlich kaum noch ein Durchkommen – laut Veranstalter und Polizei kamen 45 000 Narren.
Neu in diesem Jahr: die Schausteller traten als Organisatoren auf, nachdem das Comitee Düsseldorfer Carneval sich dazu aus finanziellen Gründen nicht mehr in der Lage gesehen hatte. Damit verbunden war, dass die Kö nicht mehr zentral mit Musik beschallt wurde, sondern es viele musikalische Feierinseln gab. Die kamen sich dann aber bei hoher Lautstärke zum Teil gegenseitig ins Gehege. Den Jecken gefiel es dennoch. Sie nutzten den Asphalt vor den Boxen vielerorts als Tanzfläche, sangen lautstark mit oder feuerten die am Rand auftretenden Trommelgruppen und Bands an.
Mit dem Wegfall der Lautsprecher-Befestigung in den Bäumen und der zentralen Technik-Anlage habe man nicht nur den organisatorischen Aufwand verringern können, erklärt Oliver Wilmering, Chef des Schausteller-Verbandes. Auch Gema-Gebühren werden damit gespart, da diese bei Einzelverträgen für die Schausteller günstiger seien als ein Gesamtvertrag für das ganze Kö-Treiben.
Besonders lautstark in Szene setzen sich dabei die jungen Karnevalsfreunde aus Kappes-Hamm am Südende – mit vielen Techno-Beats und Nebelmaschine vor ihrem Truck und dazu in Fischerkostümen mit gelber Regenjacke tanzend. „Wir wollen den jungen Leuten etwas bieten“, sagt Tobias Kreuter (26).
Sogar für die Kinder gab es ein Begleitprogramm. Dank der Schausteller standen Karusselle am Kö-Graben zwischen der langen Reihe von Bier- und Snack-Wagen. Auch unabhängige Gastronomen fanden sich darunter, wie die Hausbrauereien Füchschen oder Uerige mit eigenen Bierwagen. Insgesamt sei die Nachfrage nach einem Platzstand aber laut Oliver Wilmering nicht so hoch ausgefallen, wie erwartet. „Wir wären gerne mit mehr Ständen vertreten.“ Einige seiner Kollegen hätten das wirtschaftliche Risiko aber gescheut, da die Umsatzzeit im Gegensatz zu Weihnachtsmarkt oder Rheinkirmes viel kürzer ausfällt.
Neben diesen kleinen Neuerungen blieb das Kö-Treiben vor allem eines: eine große Show der Kostüme. Über Wochen, Monate und zum Teil sogar Jahre wird an ihnen gearbeitet. So war das bei einer Gruppe von Nachbarn aus Wersten, die eindrucksvoll als Naturgötter auftrat – samt Widderhörnern und eleganten Kleidern. Angefertigt hatte die Werke Petra Makowika (57), und zwar nach und nach seit der Corona-Pandemie. Beim Kö-Treiben ist sie Stammgast, sogar ihren Ehemann hat sie dort vor 28 Jahren kennengelernt.
Die Begeisterung für den Straßenkarneval auf der Kö war auch bei Nina und Tobias Gillé deutlich zu spüren. „Geschockt“ sei sie gewesen, als die Veranstaltung im vergangenen Jahr auf der Kippe gestanden hatte. „Das Kö-Treiben gehört zu Düsseldorf. Wenn es ausgefallen wäre, wäre ich trotzdem gekommen“, sagt sie. Auch in ihren Kostümen nahm das Paar eine Besonderheit der Stadt auf, das japanische Viertel. „Wir wollen die japanische Community grüßen“, sagte Nina Gillé, die wie ihr Mann im aufwendig gefertigten Sushi-Kostüm erschien.
Neu war zudem ein Sicherheitsaspekt: An der Ecke zur Steinstraße hatte die Polizei eine mobile Videoüberwachung installiert. Ansonsten waren die Einsatzkräfte in großer Zahl präsent. Eine erste Bilanz zog eine Sprecherin am späten Nachmittag, die die Einsatzlage beim Kö-Treiben als sehr ruhig beschrieb. Lediglich in den Nächten habe es in der Altstadt einige Einsätze gegeben.