BLB-Prozess Korruptionsaffäre: Bizarrer Auftritt des Schattenmanns
82-Jähriger kann sich angeblich an nichts mehr erinnern. Nun wird er regelmäßig zum BLB-Prozess vorgeladen.
Düsseldorf. Es war ein bizarrer Auftritt vor dem Landgericht. Johann G., der „Schattenmann“ in der Korruptionsaffäre um den landeseigenen Baubetrieb BLB, schlurfte langsam in den Saal. Ob der 82-Jährige tatsächlich so gebrechlich oder ein guter Schauspieler ist, kann man nur vermuten. Der Makler ist wichtigster Zeuge im Prozess gegen den ehemaligen BLB-Chef Ferdinand Tiggemann und zwei mutmaßliche Komplizen. Als Johann G. sich an nichts erinnern konnte, kündigte das Gericht drakonische Maßnahmen an. Ab sofort soll der Senior zu jedem Prozesstag vorgeführt werden.
Der 82-Jährige soll Tipps von Tiggemann bekommen haben, für welche Grundstücke sich das Land interessierte und dann Geschäfte eingefädelt haben, die zu Millionenverlusten führten. Johann G. wurde bereits 2012 zu einer Haftstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt. Er hätte am Dienstag aussagen müssen — zuckte aber meist nur den Schultern. An Tiggemann konnte er sich noch erinnern, an alle anderen beteiligten Personen angeblich nicht mehr, geschweige dann an gemeinsame Geschäfte.
Der vorsitzende Richter reagierte verärgert. Bereits im Vorfeld habe er gehört, dass Johann G. nicht aussagen wolle. Er sei „schief gewickelt“, falls er glaube, sich so als Zeuge drücken zu können. Gegen den Makler wurde ein Ordnungsgeld von 1000 Euro oder ersatzweise 40 Tage Haft verhängt. Ab sofort soll Johann G. zu sämtlichen 22 Verhandlungstagen vorgeführt werden. Falls er weiterhin nicht aussagt, drohen dem Senior weitere empfindliche Strafen.