Düsseldorf Kunstakademie: Tritt Rita McBride noch einmal an?
An der Kunstakademie wird im Herbst ein neuer Senat gewählt. Von ihm hängt es ab, wer 2017 das Rektorat übernimmt.
Düsseldorf. Im Sommer 2017 wird der neue Rektor an der Kunstakademie gewählt — oder die derzeitige Rektorin wiedergewählt. Noch hat sich Rita McBride nicht geäußert, ob sie abermals antritt. Nach den Querelen mit den Führungsgremien, dem Senat und den Prorektoren, schien das zunächst eher ungewiss. Warum sollte sie sich das Ehrenamt antun, wenn sie so viele Gegenstimmen einkassiert und schließlich tun muss, was sie gar nicht will? So war es, als sie den damaligen Kanzler Dietrich Koska halten wollte und nicht konnte. Und so geschah es, als sich der Senat fast einstimmig für Gregor Schneider als Professor aussprach und sie die Berufung hinauszögerte. Dennoch hat es den Eindruck, dass sie gern weitermachen möchte. Das aber hängt davon ab, wer im Senat sitzt. Und dieses Führungsgremium muss im Herbst neu gewählt werden.
Normalerweise ist eine Senatswahl eine Routine-Sache. Nicht so in diesem Fall. Es formieren sich die Gegner, und die Befürworter müssen erst noch gefunden werden. Das heißt konkret: Rita McBride muss versuchen, für die offenen Stellen unter den Malern, Bildhauern und Typographen möglichst viele Befürworter ihrer eigenen Position zu finden. Und die Gegenseite muss den Status quo im Senat bewahren. Das bedeutet, dass viele Professoren über ihre Pensionsgrenze hinaus verlängert werden sollten. Der Architekturprofessor Max Dudler hat es inzwischen schriftlich, dass er über sein 66. Lebensjahr hinaus noch ein Jahr länger lehren kann. Hubert Kiecol hat seine Klasse soeben mit 65 Jahren abgegeben. Als Bildhauer und Typograph sitzt er trotz Pensionierung in der Findungskommission für einen neuen Typographen, wenn auch nur beratend. Er tendiert für Künstler aus München und Amsterdam, die Rektorin für Künstler aus den USA. Noch ist unklar, wer gewinnt.
Viele so genannte alte Hasen bleiben vorerst noch. Johannes Bilstein, Dekan der kunstbezogenen Wissenschaften, ist Jahrgang 1949. Der Bühnenbildner Johannes Schütz wurde 1950 geboren. Didier Vermeiren und Sigi Anzinger nähern sich der Altersgrenze. In dieser Runde ist Gregor Schneider mit 48 Jahren fast ein Jüngling. Immerhin spricht sich die Architekturabteilung für eine Stellenfreigabe aus, die der Deutsch-Italienerin Donatella Fioretti gilt. Die Dame ist 54 Jahre alt und gilt als großartige Architektin.
Nicht ohne Stolz gab die Pressestelle der Akademie vor über einem Jahr die Berufung der berühmten Porträtistin Elizabeth Peyton bekannt. Die Malerin verlässt den Eiskellerberg jedoch schon wieder nach nur drei Semestern am Ende des Sommersemesters. Andreas Gursky und Katharina Fritsch, beide Kritiker der Rektorin, legen ein Freisemester ein, weil sie ihre Ausstellungen vorbereiten. Auf ihre Wiederkehr hoffen sie alle, denn sie entdecken neue Talente.
Das Wissenschaftsministerium sieht die Querelen am Eiskellerberg diesmal gelassen. Es weiß das Haus durch Johann Peter Schäfer in guten Händen. Schäfer ist mit 70 Jahren der ruhige und besonnene Interimskanzler. Er war schon in Siegen pensioniert, als ihn die Landesregierung 2015 aus seinem Ruhestand herbeirief, um am Eiskellerberg auszuhelfen. Er organisiert, sorgt für korrekte Ausschreibungen und Berufungen.
Er hat es jedoch nicht leicht, wenn es darum geht, einen Nachfolger für sich zu finden. Wie bekannt, trat der bestellte Kanzler Jochen Beißert seine Stelle nicht an. Er wollte sich die Streitkultur am Rhein nicht antun, sondern pendelt weiterhin zwischen seinem Arbeitsplatz an der Dresdner Hochschule und seinem Wohnort in Wuppertal. Inzwischen wurde ein neuer Kanzler ausgeguckt, diesmal aus Potsdam. Doch den wollte das Ministerium in Berlin nicht ziehen lassen. So bleibt Johann Peter Schäfer weiterhin Krisenkanzler am Eiskellerberg.
Wer auch immer Rita McBrides Gegenkandidat wird, er kommt noch nicht aus der Deckung — um nicht frühzeitig verbrannt zu werden.