Tierschutz Tierheim sucht Hilfe für Vogelküken
Düsseldorf · Während der Brutzeit kommen täglich Küken in unterschiedlichen Entwicklungsstadien ins Düsseldorfer Tierheim. Dort kümmert sich Marius Kehren um sie, bis sie ausgewildert werden. Für das Aufpäppeln sucht er Unterstützung.
Aus einer kleinen Transportbox ertönt unentwegt ein forderndes Piepsen. In selbst gehäkelten Nestern sitzen zehn Schwalben- und Spatzenküken in unterschiedlichen Entwicklungsstadien – und sie sind sehr hungrig. Marius Kehren ist für diese Tiere zuständig. Er ist Wildvogel-Beauftragter des Tierheims Düsseldorf. „Vögel faszinieren mich schon seit meiner frühen Kindheit. Da bin ich sicherlich durch meine Großväter vorgeprägt, die immer welche gehalten haben“, erinnert sich Kehren. 2013 hat er seine ersten eigenen Wellensittiche bekommen und mit Hilfe seiner Mutter auch Vogelküken aufgepäppelt. Je älter er wurde, desto mehr hat er die Verantwortung übernommen. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre hat er zudem etliche Tiere großgezogen. All das führte auch zu seiner Ausbildung als Heim- und Pensionstierpfleger. Vor anderthalb Jahren machte er ein Praktikum im Tierheim Düsseldorf – und bewarb sich nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung auf die frei werdende Stelle, die er jetzt innehat.
„Im Winter kümmern wir uns hauptsächlich um verletzte und unterernährte Vögel und machen klar Schiff in der Station“, erklärt er. Lediglich Tauben brüten ganzjährig, sodass in den kalten Monaten auch solche Küken in seiner Station ankommen. „Aber sobald es wärmer wird und die Brutzeit losgeht, wird es hier voll.“ Für ihn und seine Helfer bedeutet das viel Arbeit: Die Küken brauchen jede Menge Futter und Wärme. „Die Temperatur sollte konstant bei 35 Grad Celsius liegen“, dabei könne man dann auch mit Wärmflaschen oder speziellen Wärmekissen für Haustiere, sogenannte Snuggle Safes, arbeiten. Gerade bei sehr jungen Vögeln müsse man stündlich per Pinzette füttern, später werde der Zeitabstand zwischen den Fütterungen größer. Zum Sonnenaufgang geht es los, bei Sonnenuntergang gibt es das letzte Mal Futter. Je nach Vogelart variiert die Nahrung. „Tauben bekommen zu Beginn eine Art Brei, später eingeweichtes Getreide. Schwalben und Spatzen erhalten Insekten, Raben bekommen später Ei oder Hühner-Innereien“, zählt Marius Kehren einige Beispiele auf. Gerade am Anfang dürfe man allerdings nicht zu schnell füttern: Ist das Wachstum zu rasch, kann es zu Mängeln und Entwicklungsstörungen kommen.
Mit der Fütterung einher geht auch die Reinigung der Box. „Der Kot kann mit Pinzetten aus dem kleinen Nest rausgenommen werden, er ist fest oder vielmehr in einer Art elastischen Hülle“, sagt er. Es sei wichtig, für ein sauberes Umfeld zu sorgen. „Mit einer Lage Küchenpapier kann man sich die Reinigung erleichtern.“ Häufig sind die Tiere auch verletzt und kommen im Tierheim zum hauseigenen Veterinär, der entsprechende Diagnosen stellt.
Wenn Vogelküken gefunden würden, müsse das Tier nicht immer in menschliche Obhut, erläutert Marius Kehren. „Bei ganz jungen Küken, die noch nackt sind und die Augen geschlossen haben, ist es aber dringend notwendig, sie ins Tierheim zu bringen – sofern kein Nest in der Nähe ist.“ Auch wenn das Tier schon einige Federn hat, aber verletzt ist oder an gefährlichen Stellen sitzt, sollte man sich seiner annehmen. Ist das nicht der Fall, solle man lieber abwarten. Denn: „Je älter die Küken werden, desto weniger sind die Elterntiere permanent um sie herum, sondern häufig auf der Jagd.“ Dann solle man lieber nicht zu voreilig handeln. „Der Mythos, dass Vögel ihre Küken verstoßen, wenn sie nach Mensch riechen, ist nicht wahr“, betont Kehren. Solange Menschen nicht permanent daneben stünden, kämen Eltern auch wieder zu ihrem Nachwuchs zurück.
Das Aufpäppeln von Küken ist keine einfache Aufgabe. „Ohne Anleitung sollte man etwa kein Wasser oder Futter geben. Die Luftröhre ist direkt hinter der Speiseröhre – da kann es schnell passieren, dass ein Küken erstickt.“ Dennoch sucht er aktuell Helferinnen und Helfer, die bei dieser Aufgabe unterstützen. „Man sollte sich aber darüber bewusst sein, dass das ein Vollzeitjob ist – und auch, dass gegebenenfalls nicht alle Küken durchkommen.“ Es sei aber eine interessante Aufgabe, die viel Spaß mache. Dabei gebe es eine enge Betreuung vom Tierheim.