Kultur Künstlerleben — persönlich erzählt
WZ-Leser nahmen vorab an einer Exklusiv-Führung teil.
Düsseldorf. Großer Bahnhof in der Kunstsammlung: Hochmotivierte Gäste warteten darauf, in die Geheimnisse des Düsseldorfer Nagelkünstlers Günther Uecker eingeführt zu werden. Sie hatten die Preview für die Nacht der Museen gewonnen und waren gespannt, was ihnen die Westdeutsche Zeitung bieten würde, sie ist seit Gründung dieses Großereignisses Medienpartner. Es wurde ein heiteres Zwiegespräch zwischen der Kunsthistorikerin Rita Schulze-Vohrem und der Gruppe.
Ausgangspunkt war Ueckers erstes Nagelbild, eine Hommage an Yves Klein. Der französische Künstler war ein utopischer Träumer, der den Himmel signierte, Werke aus Blau und Gold schuf und mit seinem „Sprung in die Leere“ zu einem der frühesten Performance-Künstler wurde. Im Januar 1962 heiratete er Ueckers Schwester Rotraut, die aus der DDR geflohen war und in Südfrankreich das erste Geld verdiente. Im Juni 1962 aber starb Yves Klein mit 34 Jahren an einem Herzinfarkt. Rotraut war im dritten Monat schwanger. Günther Uecker war so unglücklich, dass er vier Tage lang Totenwache mit seinen Freunden hielt und später ins Kloster ging, wo jenes frühe Nagelbild entstand.
Martha Waaga, die ihre Freundin Monika Wieker mitgebracht hatte, war hell begeistert über derlei Ausführungen. „Wunderbar, wie bei der Führung der Funke überspringt. Es ist etwas anderes, ob man einfach durch eine Ausstellung läuft oder zugleich persönliche Daten zu den Werken erhält. Eigentlich hatte mich Uecker nie so sehr interessiert. Aber jetzt kam die Begeisterung rüber“, meinte sie. Und Annelies Pichon erinnerte sich an Uecker im Kreise seiner Studenten, als sie einst mit ihrem Mann die Gaststätte Chez Jeannot am Südring führte. Uecker habe immer wunderschön erzählen können.
Nach dem Besuch des frühen „Terrororchesters“, Sinnbild für den Aufbruch in den 1968er Jahren, sowie den 19 Bildern zu den „Menschenrechten“ ging es ins NRW-Forum am Ehrenhof. Dort wartete Gabi Luigs auf die Zuhörer. Sie führte durch eine außergewöhnliche Fotoschau, die die Deutsche Börse zum Photo-Symposion an den Rhein gebracht hatte. Wieder war es eine besondere Biografie, die die Gäste beeindruckte: Vivian Maier (1926-2009) war Kindermädchen in Chicago, sortierte Zeitungen mit den Titelzeilen von Toten, Hemden und Röcke. Aber sie verstaute auch ihre Negative in Kisten. Sie muss eine manische Persönlichkeit gewesen sein, rührend gegenüber Kindern und eher verschlossen gegenüber Erwachsenen. Ständig führte sie ihre Kamera bei sich. Nach ihrem Tode entdeckte ein Freizeit-Historiker durch Zufall das Konvolut tausender überwiegend unentwickelter Fotografien in einem Auktionshaus. Als die Negative abgezogen waren, kam eine Fotokunst von faszinierender Subtilität zum Vorschein.
Igor Pejin und Janko Grode hatten die Ausstellung schon zweimal gesehen. Und beide waren froh, dass sie noch einmal gekommen waren. „Die Vita gehört dazu. Wir werden uns im Internet noch einmal die Fotos genauer anschauen“, sagten sie.
Zum Abschluss ging es ins Schlösser Quartier an der Ratinger Straße. Dort wartete der Restaurantleiter Nils Michaelis schon auf die Gäste, um sie mit einer großen Portion Bruschetta Bohème zu stärken.