Altstadtherbst: Der Zuschauer im Wartesaal

Zwei Finnen zeigen Videokunst und Bällchenspiele.

Düsseldorf. „Neuen Zirkus“ versprach Andreas Dahmen, Künstlerischer Leiter beim Altstadtherbst, als er die Zuschauer zur Vorstellung von „Der Warteraum“ der finnischen Artisten Ville Walo und Kalle Hakkarainen begrüßte. „Was uns an diesen Künstlern so reizt, ist, dass sie sehr unorthodoxe Wege gehen“, sagte er.

Damit sollte er recht behalten: Wale und Hakkarainen erwarteten das Publikum bereits, als es den Zuschauerraum betrat, mit großen Ballons in den Händen, auf die zwei geschlossene Augen projiziert wurden. Filmisches und Reales vermischte sich: Auf drei Leinwänden erschien eine Bahnhofshalle, in die Illusionist Hakkarainen eintauchte, sich in eine Filmfigur verwandelte und vorerst im Hintergrund blieb.

Visuell war das Programm durchaus innovativ, was die artistische Darbietung anging, wurde der Zuschauer jedoch selbst zum Wartenden: Während Walo seine Schuhe auszog und minutenlang von links nach rechts rückte oder Bälle auf den Boden prallen ließ, fragte man sich, wann es denn nun richtig losgehen würde, schließlich sollte der Auftritt nur 45 Minuten dauern.

Bevor der Jongleur jedoch endlich in Fahrt kam, wurde er von Illusionist Hakkarainen auf der Bühne abgelöst. Der ließ sich viel Zeit mit Fingerübungen an seinen eigenen Hände und jenen, die auf eine Kiste projiziert wurden. Dabei beeindruckte er einzig durch die Synchronität.

Dann wurde es aber doch noch ein wenig magisch: Spielerisch ließ der Finne einen Ball auf seinem Hemd tanzen und darin verschwinden. Auch Ville Walo kam mit einer temporeicheren Nummer zurück auf die Bühne: In vielfacher Ausführung flimmerte er über die Leinwände und es schien, als werfe sich der reale Künstler mit seinen filmischen Doppelgängern gegenseitig die Jonglierkegel zu.

Obwohl die Vorstellung ihrem Titel mehr als gerecht wurde, geizten die rund 130 Zuschauer am Ende nicht mit Applaus, dann verschwanden die beiden Künstler erst hinter der Leinwand und tauchten in der Filmsequenz eines finnischen Bahnhofs wieder auf.

Service: Heute und morgen präsentieren Ville Walo und Kalle Hakkarainen beim Altstadtherbst ihre neuen Programme „Mortimer“ und „Speed Blindness“, jeweils um 21 Uhr im Areal Böhler, Hansaallee 321, Eintritt ab 19 Euro.