Ausstellung: Glitzernd schön und höllisch scharf
Marta Klonowska zeigt im Glasmuseum Hentrich einen Streichelzoo – gespickt mit Scherben.
Düsseldorf. Ein Streichelzoo ist ein Zoo, in dem Tiere gehalten werden, die robust und ruhig genug sind, um ausgiebig gestreichelt und gefüttert zu werden. Die Zwei- und Vierbeiner müssen zutraulich sein, und sie dürfen dem Menschen keine schweren Verletzungen zufügen.
All dies trifft auf den "Streichelzoo" der Marta Klonowska im Glasmuseum Hentrich im Ehrenhof nicht zu. Wer den Jagdhund, den Spaniel, die Ziege oder den Spitz berührt, würde schwer verletzt. Die Hände könnten bluten. Dieser kunstvolle Zoo wehrt sich gegen jegliche Art der Liebkosung - die Einzelteile sind schneidend scharf.
Effektvoll, aber zugleich hintergründig sind diese Arbeiten. Die Besucher sind hell begeistert. Der Glasspezialist Helmut Ricke, der ihr im Jahr 2005 den Förderpreis der Jutty Cuny-Franz-Foundation verlieh, ist fasziniert: "Was sie mit dem Material Glas veranstaltet, ist faszinierend." Es glitzert und funkelt unter dem sogenannten Putzlicht im Studioraum.
Statt des für Glas völlig untauglichen Spotlight bestand die Meisterschülerin von Penck auf das gleichmäßige, alles ausleuchtende Licht. Es fällt auf ihre Glas-Partikel und erzeugt einen effektvollen Glanz.
Marta Klonowska setzt eine originelle Idee in ihrer Kunst um: Sie interessiert sich für "Nebendarsteller" von Hof- und Prunkporträts, in der Regel für Hunde, Ziegen und Fabelwesen, zu denen die herrschaftlichen Persönlichkeiten allenfalls herabschauen.
Nun schauen die Tiere empor. Herrchen und Frauchen aus Gemälden von Rubens oder Gainsborough werden aus der Perspektive der Tiere gesichtet. "Ich finde die Porträts von Mensch und Tier sehr lustig", sagt sie, und fügt einschränkend hinzu. "Es ist eine tierische Arbeit, sie zu verwirklichen."
Angefangen hatte sie mit einem Hündchen von Velasquez, damals noch aus den Scherben einer Flasche. "Ich wollte aus Nichts heraus Kunst machen." Sie fand heraus, wieviel einfacher die Arbeit mit farbigen und transparenten Glasplatten ist.
Sie besorgt sie sich bei einem Hersteller in der Nähe von Köln und schneidet Plättchen für Plättchen die Einzelteile mit dem Glasschneider ab. Angst vor Schnittwunden habe sie längst nicht mehr. "Wenn man konzentriert und ruhig arbeitet, schneidet man sich nicht. Ich finde Glas ein ideales Material, weil es so weich ist."
Sie beginnt mit der Zeichnung, baut sich anschließend eine Stahlkonstruktion, weil das Glas so schwer ist, umwickelt das Gestänge mit einem Metallnetz, beschichtet es mit einer Silikonmasse und steckt dann Glas für Glas, Farbe für Farbe, in die teigige Masse, die langsam trocknet. Gereinigt wird das Ganze mit einem Pressluft-Gebläse, einem umgekehrten Staubsauger gleich.
Verkauft werden die Objekte über Galerien in Berlin und Venedig vor allem an Privatsammler aus Amerika, Holland und der Schweiz - zu dreistelligen Summen.