Keine Sommerferien für den Kunsthandel
Einige Galeristen haben auch in der Urlaubszeit geöffnet. Besucher finden Klassisches und Experimentelles.
Düsseldorf. Für den Kunsthandel gibt es kaum Ferien. Zwischen Blumigem und Minimalem, Klassischem und Foto-Experimenten können Besucher zurzeit wählen. Julia Schmid sammelt Blumen und Pflanzen, aber nicht für Blumensträuße, sondern für Panoramabilder. Sie pflückt sie am Wegesrand in den Städten, ordnet sie kartografisch ein, fotografiert und vermisst sie und malt sie anschließend in knalligen Farben auf der Leinwand.
Manche Bilder wirken so akribisch, als sollten sie die verschwundenen Schautafeln im Biologie-Unterricht ersetzen. Auf dem strahlend weißen Untergrund breitet sie ihre Motive wie auf einem Seziertisch aus. Samen wirken wie kostbare Steine, die Blumen aufgrund der Farben wie übertrieben und künstlich angereichert. Zwitter entstehen, angesiedelt zwischen realen Pflanzen und giftigen, übersteigert-künstlichen Objekten. Das Ganze wird zugleich im Maßstab vergrößert.
Kronprinzenstraße 9, bis 6.9., di - fr 11 bis 18, sa 12 bis 16 Uhr
Seit den Zeiten von Man Ray pflegen Künstler mit der Technik der Fotografie zu spielen. Martin Eiter gehört dazu. Er zeigt Fotogramme und Foto-Projektionen, und der Betrachter steht vor seinen kleinformatigen Bildern und rätselt, wie sie entstanden sind.
Dabei ist es ganz einfach, wenn er mit Positiv und Negativ spielt, ein abgenagtes Holzstück als Lichtdruck auf dem lichtempfindlichen Papier wiedergibt und anschließend aus dem schwarzweißen ein weiß-schwarzes Abbild macht. Ob Pflanzen oder ein Spielzeug-Rhinozeros, den Bildern wohnt anschließend der poetische Charme eines Fotogramms inne.
Kronprinzenstraße9, bis 6.9., di - fr 11 bis 18, sa 12 bis 16 Uhr
Die Galerie Remmert und Barth hat in ihrer Sommerausstellung einige Überraschungen, dazu gehören frühe Arbeiten von Bruno Goller, Otto Dix und Gert H. Wollheim. Goller, Lehrer so berühmter Düsseldorfer Künstler wie Konrad Klapheck, hat in seinen Anfängen erstaunlich altmeisterlich gemalt.
Eine Kristallvase mit einer so schmalen Öffnung, dass nur zwei Blütenzweige Platz finden, steht auf einem monochrom braunen Tuch, als solle das Kristalline mit dem Erdigen verbunden werden. Der Glanzpunkt des Bildes ist eine weiße Feder über einer Schatulle. Das Gemälde des 24-Jährigen könnte sein Vorbild in der klassischen Malerei des frühen 19.Jahrhunderts haben.
Bis in die Anfänge der beiden Galeristen in Berlin geht ein Porträt von Otto Dix zurück. Es entstand 1923 im Übergang vom Impressionismus in die Neue Sachlichkeit. Dix scheint ein Foto zu Hilfe genommen zu haben, das Blitzlicht trifft die Brille und erhellt die vordere Gesichtspartie, während die Seite im Schatten liegt. Der Hintergrund ist flockig mit Aquarell und Deckfarben aufgetragen.
Mühlenstr. 1, bis 24.8., di - fr 10 bis 18.30, sa 11 bis 16 Uhr
Die Galerie Konrad Fischer beweist ihren Künstlern eine erstaunliche Treue. Seit 1967 stellt sie die jeweils neuesten Arbeiten von Carl Andre aus Kupfer und Aluminium aus. Diesmal wird auch Kunst von Melissa Kretschmer gezeigt, Carl Andres zweite Frau. Die 46-Jährige kombiniert Materialien wie Bienenwachs, Glas, Silikon sowie Papier und Tusche zu Reliefs, die dank der wächsernen Oberfläche eine merkwürdige Aura ausstrahlen.
Platanenstraße7, bis 24.8., di - fr 11 bis 18, sa 11 bis 13 Uhr