Konzert: „Xavier Naidoo ist Teil unserer Besatzung“
Hubert von Goisern schippert den Rhein entlang und macht Station in Düsseldorf.
Düsseldorf. Der Alpenrock ist untrennbar mit seinem Namen verbunden: Hubert von Goisern hat die traditionellen Lieder seiner österreichischen Heimat mit Blues und Rock, Weltmusik und karibischen Elementen verbunden.
Der 55-Jährige ist einer, der bei seinen Projekten die Nähe zu Musikern aus anderen Ländern sucht. Derzeit ist von Goisern im Rahmen seiner Linz-Europa-Tour auf einer Schiffsreise durch Europa und wird am 28. Juli für ein Konzert mit Xavier Naidoo in Düsseldorf anlegen.
Was treibt einen Alpenländler aufs Schiff?
Hubert von Goisern: Die Neugier, dem Wasser zu folgen. Ich bin am Berg in Bad Goisern aufgewachsen, und dort entspringt eine Quelle und fließt in einen kleinen Bach. Der kleine Bach fließt in einen Fluss, die Traun, und die fließt weiter in die Donau, die schließlich ins Schwarze Meer mündet - und diesen romantischen Gedanken, mit dem Wasser zu gehen und zu schauen, wo es aufhört, den gab es schon lange bei mir.
Nun verfolgen Sie mit Ihrer Linz-Europa-Tour ja aber auch eine Form der "kulturellen Ost-Erweiterung".
von Goisern: Die eigentliche Idee, mit einem zur Konzertbühne umgebauten Schiff durch die Länder zu fahren, war mir schon vor elf Jahren in Afrika gekommen, als ich am Tanganika-See war und dort den Gedanken hatte, ein völkerverbindendes Festival mit Musikern aus all den Anrainerstaaten des Sees zu machen.
Vor ein paar Jahren kam es dann zu einer Übersetzung der Idee, da mir schien, dass es gerade in Richtung Südosten und Schwarzes Meer noch einen Nachholbedarf des Einander-Kennenlernens und des Abbaus von Ängsten und Ressentiments gibt.
Nun seid Ihr auf dem zweiten Teil der Tour, der Westroute - worin liegen die Unterschiede?
von Goisern: Ich freue mich sehr, dass ich jetzt auch ab und zu mal das Wort an die Leute richten kann (lacht)... Denn auch wenn ich in erster Linie Musiker bin, habe ich doch schon ein wenig darunter gelitten, dass ich auf der Ostetappe mit den Leuten nicht sprechen konnte, da ich ja keine slawische Sprache beherrsche. Und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Künstlern...
... die Sie mit aufs Boot nehmen, um gemeinsam zu musizieren.
von Goisern: Genau. Auch wenn es nicht ganz unanstrengend ist, denn jeder Künstler - auch ich - hat ein ziemlich starkes Ego, sonst würde er nicht auf die Bühne gehen. Doch bei solch einer Zusammenarbeit muss sich jeder zurücknehmen - und diesen Punkt zu finden, wo du sagst: Jetzt überlasse ich dem anderen das Feld, das ist nicht leicht.
Knallt es da auch schon mal?
von Goisern: Zumindest raucht’s, bis du das hinkriegst. Aber das ist auch das Spannende, denn erst in der Zusammenarbeit lernst du wirklich etwas kennen und merkst, wie der andere mit deiner Musik umgeht.
Dann hörst du oft deine eigene Musik ganz anders wie etwa bei dem Titel "Siagst as" mit Xavier Naidoo: Ein guter Künstler hat einfach solch eine Magie, dass er etwas nimmt und es zu seinem macht.
Mit Naidoo werden Sie auch beim Konzert in Düsseldorf auftreten - wie kam es zu dem Kontakt?
von Goisern: Ich habe Xavier Naidoo bei einem Auftritt in Österreich besucht und war sofort von seiner Herzlichkeit überwältigt. Wie er von der Bühne mit seinen Fans kommuniziert, das ist einfach großartig und man hat das Gefühl, während des Konzertes Teil seiner Familie zu werden.
Kritiker meinen, er versinke vor Rührung über sich selbst und sein Werk in bodenlosem Pathos.
von Goisern: Die Kritiker, die das schreiben, haben wohl noch nie persönlich mit diesem Ausnahme-Musiker zu tun gehabt. Xavier ist einer der Gastkünstler, die unseren Projektgedanken am meisten verstanden haben und lebt diesen auch mit uns.
Als er aufs Schiff kam, ist er innerhalb von zehn Minuten Teil unserer Besatzung geworden. Er kennt keine Berührungsängste und ist einfach ein von Herzen lieber Mensch.