Ausstellung: Mit den Augen eines Architekten

Alle zwei Wochen zeigen jüngere und ältere Baumeister Entwürfe im Stadtmuseum. Diesmal geht es um Verkehrsbauten.

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Düsseldorf. Die Idee lag ihm plötzlich vor den Füßen — am Strand in Baja California: ineinander verschlungene Holzstückchen, Meeresgewächse, Treibgut, das sich zu einem stabilen Gebilde zusammengefügt hatte. Für den Düsseldorfer Architekten Christoph Parade das erste Modell für eine Haltestelle, die er Anfang der 1990er Jahre in Oberhausens Neuer Mitte errichtet hat. „Ich wollte keine schöne neue Welt. Daher Röhren, Gitterträger und Metallelemente — ich wollte eine Erinnerung an das zerstörte Stahlwerk“, erklärt Parade seinen preisgekrönten Entwurf, den er ab heute im Stadtmuseum ausstellt.

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Architektur der Generationen nennt sich eine Reihe vom Bund deutscher Architekten, bei der alle zwei Wochen ältere und jüngere Baumeister ihre Werke präsentieren. Die Themen wechseln, diesmal lautet es: Verkehrsbauten. Parade, Jahrgang 1934, steht für die ältere Generation. „Ohne Erfahrung hätte man das sicher nicht machen können. Aber ich habe schon immer realisiert, wovon ich überzeugt war“, sagt er. Es sei eine heikle Sache gewesen damals, den Entwurf habe man schließlich nicht zeichnen können. Modell folgte auf Modell, im Windkanal wurde die Haltestelle im Kleinformat auf Wetterfestigkeit und Statik getestet, im Projektraum im ersten Obergeschoss ist das jetzt von allen Seiten zu betrachten. Parade stellt den Prozess des Entstehens aus.

Eckehard Wienstroer, geboren 1964, zeigt seine Gebäude-Welten auf eine ganz andere Weise. Das, was er als „Oma Wilmas Fotokabinett“ bezeichnet, ist eine Galerie gleichformatiger Aufnahmen, die den neuen Eingang am Bahnhof Benrath, den Überflieger an der Plockstraße und eine Wupperbrücke in Opladen abbilden. Nicht so, wie Fußgänger und Autofahrer sie wahrnehmen, wenn sie schnell von einem Ort zum anderen wollen. „Das ist der Blick des Fotografen und damit auch unserer“, beschreibt Winstroer, der zwar schon seit mehr als 20 Jahren als selbstständiger Architekt arbeitet, aber in dieser Ausstellung die Generation Jung vertritt.

Die Bilder ziehen die Aufmerksamkeit auf Details, auf das Steinbett, das unter der Brücke wie in einem Fluss liegt. Auf Sichtfenster, die auch beim Abtauchen in den Bahnhofsuntergrund den Blick auf die Bahnsteige ermöglichen, oder wie die Farbe Grün den Passantenstrom in die richtige Richtung lenkt.

Alt oder jung gleich Erfahrung oder Innovation — diese Formel geht für Winstroer nicht auf. Für ihn ist es eher Mut, der einen guten Architekten und somit gute Entwürfe auszeichnet. „Man muss immer wieder an sich zweifeln, um aus dem Standard auszubrechen“, erklärt er. Der Architekt hat sein Büro in Neuss, schaut also von ein bisschen weiter weg auf die Landeshauptstadt, in der sich seiner Meinung nach gute Bauwerke wie etwa Gebäude aus den 1950er Jahren neben laut plärrenden wie im Medienhafen finden lassen.

Mit einem Busterminal und einer Feuerwache aus Neuss auf großformatigen Fotos ist das Architekturbüro Richard Wichmann vertreten. „Wer an einer Haltestelle sitzt, will schnell irgendwo hin“, sagt Marvin Keim, Mitarbeiter im Büro Wichmann. In so einer Schau habe man die Möglichkeit, Menschen für die Architektur, die sie jeden Tag umgibt, zu sensibilisieren. Gerade in dem Zusammenspiel als Gruppe zeige sich die einzelne Idee, die ein Gebäude, eine Brücke oder eine Busstation trägt.