Bagelstraße: "Außenstelle der Kunstakademie"
An der Bagelstraße unterrichten ausschließlich Künstler.
Düsseldorf. Am Wochenende feierte die Kunstschule „Werksetzen“ ihr zehnjähriges Bestehen. Ihr Name ist Methode, denn wer die Einrichtung besucht, schafft Kunstwerke. Wirkliche Kunstwerke. Und damit dies gelingen kann, setzt die Einrichtung auf einen ganz entscheidenden Aspekt: Ihre Kurse werden ausschließlich von Künstlern geleitet. Die Bildhauerin Nele Waldert erklärt: „Wir sind kein Hausfrauenclub. Wir stellen den Teilnehmern keine Aufgaben. Herzen zum Muttertag zu fabrizieren, ist bei uns unerwünscht. Wir sehen uns als Außenstelle der Kunstakademie an. Die Teilnehmer sollen absolut individuell arbeiten.“
Das ist leichter gesagt als getan. Uscha Urbainski, Mitbegründerin der Kunstschule „Werksetzen“, sieht ihre Aufgabe darin, Menschen dazu zu ermutigen, frei zu arbeiten. Sie sagt: „Die Teilnehmer müssen sehen lernen. Das gelingt, indem man sie aufmerksam macht, wenn sie gerade eine gute Form, eine Harmonie in den Farben oder eine gelungene Komposition geschaffen haben. Sie lernen aber auch durch das Zuhören. Wenn Künstler ihre Kollegen korrigieren, müssen sie Ratschläge selbst beherzigen.“
Das heißt, die Teilnehmer sollen ihren eigenen Weg zur Kreativität finden. Aufgaben werden grundsätzlich nicht gestellt. Klischeedenken ist nicht gefragt. Die Schule wird als offenes Atelier geführt, in welchem Künstler und Kursteilnehmer Seite an Seite arbeiten.
Oft sei, sagt Uscha Urbainski, das Erlernen eines Handwerks die erste Voraussetzung, um in künstlerische Prozesse einzusteigen. Wer will, könne die Abgusstechniken, das Aquarellieren, das Fotohandwerk, die Keramik oder sogar den Trickfilm kennen lernen, indem er es selbst ausprobiert. Das Ziel müsse es generell sein, die eigene Fantasie sinnlich erfahrbar zu machen.
Wie in der Kunstakademie am Eiskellerberg gibt es auch an der Bagelstraße lange Tische zum Plaudern und gemütliche Sofas zum Ausruhen. Urbainski nennt dies den „Verweilcharakter“. Das Miteinander spiele eine große Rolle. Auf den Tischen stehen Blumen, und die Sofaecke ist immer belegt. Man absolviere also nicht einmal pro Woche die vorgeschriebene Pflichtstunde miteinander und verschwinde dann wieder. Man komme zusammen, halte zusammen und diskutiere die Arbeit. Nur so gewinne man auch ein Bewusstsein für sein Tun.
Das zeigte auch die Feier am Wochenende. Da eröffneten die Künstler ihren Werksüberblick und mischten ihre Werke mit denen der Kursteilnehmer. Bei einem „Ideenbrunch“ gab es Gespräche auch mit Initiatoren der ersten Stunde wie dem Stadtsoziologen Reinhold Knopp oder Teilnehmern von Verbänden und Institutionen wie der Diakonie, dem Hetjens-Museum und dem „Atelier für soziale Plastik“ von Karin Nell frei nach dem Vorbild von Joseph Beuys.