Club 27: Die Frage nach dem Sinn des Lebens
Im Jungen Schauspielhaus stehen Senioren zusammen mit Jugendlichen auf der Bühne.
Düsseldorf. Jimi Hendrix und Kurt Cobain, Janis Joplin und Amy Winehouse — was haben sie gemeinsam? Ihre Musik machte sie weltberühmt. Sie starben mit 27 und werden von der heutigen Jugend als Kultfiguren verehrt. Ob sie sich selber ins Jenseits beförderten? Um diese Frage ranken sich selbst 2013 noch Mythen. „Der frühe Tod dient der Verklärung“, sagt Dorle Trachternach.
Deshalb richten jetzt die 33-jährige Dramaturgin und Regisseur Urs Peter Halter einen „Club 27“ ein — ein ungewöhnliches Theaterprojekt, in dem Amateur-Schauspieler aus zwei Generationen aufeinandertreffen. Premiere ist am Donnerstag, 19 Uhr, im Jungen Schauspielhaus, Münsterstraße 446. Die einen träumen, ihr 27. Geburtstag liegt noch in ferner Zukunft; ihre Mitspieler, im Alter ihrer Großeltern, blicken zurück auf ein mehr oder weniger erfülltes Leben „und stellen fest, dass sie mit Mittelmäßigkeit gut gefahren sind.“
Das meint zumindest Harry Dunkel (65), Sozialarbeiter und seit zwei Jahren in Rente. Vom „Club 27“ erfuhr er durch die Zeitung. Seine Mitspielerin Malin Kemper (18) indes, die schon als siebenjährige auf den Brettern stand, nimmt seit Jahren begeistert an Theaterprojekten teil. Klar, dass sie auch bei „27“ mitmacht. Trotz Vorbereitungen auf das Abitur bringt sie jetzt die Zeit auf, täglich zu proben.
Die letzten Wochen vor der Premiere bedeuten Stress. Seit Oktober trifft sich das Regieteam mit den neun ausgewählten Darstellern, macht Interviews mit ihnen, lässt sie von ihren Träumen und Biografien erzählen. Hat sich das Leben gelohnt? Malin träumt von einer Theaterkarriere, will in einem Jahr die Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule bestehen. Am liebsten in Leipzig. Sie ist mit den Liedern von Amy Winehouse großgeworden, mag aber auch die alten Platten von Jimi Hendrix oder Brian Jones’ Rolling Stones, die wiederum zur Jugendzeit von Harry Dunkel zählen. Er und Malin schwärmen von Kurt Cobains Nirvana. Dunkel bezweifelt allerdings, dass Cobain und die anderen „27er“ so früh sterben wollten.
Wie arbeitet die Enkel-Generation mit ihren ‚Großeltern’ zusammen? „Entspannt und locker“, sagt Malin. „Leute seines Alters hätte ich sonst nie kennengelernt. Ich bin selbstbewusster geworden und erzähle ihnen private Dinge, die ich meinen Großeltern nie erzählen könnte.“ Anfangs hätten sich die Jungen gefragt, wie man mit älteren Herrschaften umgehen müsse. Das habe sich schnell gelegt. Dunkel: „Durch meinen Beruf und meine Enkel kenne ich die Jugendsprache, ihre Probleme und wusste, wie die ticken.“ Über seine jungen ‚Kollegen’ sagt er: „Es sind tolle Menschen, wir reden über fast alles.“ Stolz sind beide Gruppen auf ihre Erfahrungen, die im Stück „27“ auftauchen. Angesprochen auf heutige Lebens-Probleme, meint Harry Dunkel mit Blick auf in Deutschland lebende Kriegsflüchtlinge: „Wir haben hier und heute viel Glück. Die Jugend und wir Alten haben zwar Probleme, aber keiner muss sich Gedanken über Luftschutzbunker machen.“