Crossover: Jenseits der Konzert-Rituale
In der ausverkauften Tonhalle treffen Phoneheads auf Symphoniker. Das Experiment zeigt Grenzen, doch dem Publikum gefällt’s.
Düsseldorf. Spielen die Düsseldorfer Symphoniker sonst vor vorwiegend älterem Publikum, so hat das Orchester an diesem Abend vor allem jugendliche Gäste. Zugpferd sind aber nicht die Düsys selbst, sondern die auf Drum’n’Bass spezialisierte Düsseldorfer Electronic-Gruppe Phoneheads. Die ist nämlich im Rahmen der neuen Reihe Tonfrequenz musikalischer Partner der Symphoniker. Komponistin, Pianistin und Kabarettistin Heike Beckmann führt das ungleiche Paar zueinander.
Beckmann komponiert nicht nur die vereinende Partitur für die heterogene Zweisamkeit, sie steht auch am Dirigierpult, um die beiden Klangwelten zusammen zu bringen. Und das ist kein leichtes Unterfangen, sind doch die Symphoniker an das Wart- und Zähl-Zeremoniell des Orchestermusizierens gewöhnt, wogegen solche Koordinationsrituale für eine auf Studioarbeit fixierte Gruppe Neuland sein muss. Der respektablen Professionalität aller Beteiligten ist es zu verdanken, dass die musikalische Hochzeitsreise, bis auf ein vorübergehendes Auseinanderdriften, keinen Schiffbruch erleidet.
Die häufig beschworene ästhetische Symbiose des Crossover bleibt letzten Endes aus. Ja, man muss sogar von einer gegenseitigen Begrenzung der Entfaltungsmöglichkeiten sprechen. Denn weder die Möglichkeiten eines großen Symphonieorchesters werden ausgeschöpft, noch kommt die Musik der Phoneheads zur vollen Entfaltung. Heraus kommt eine Art Soundtrack, der stellenweise gut zu einer US-amerikanischen TV-Actionserie passen würde.
Die Kombination aus Streicherschwelgen und männlich-dramatischem Elektronik-Bass lässt an rasante Verfolgungsjagden mit heldenhafter Miene und quietschenden Autoreifen denken. Das macht natürlich Spaß. Doch schon nach einer halben Stunde beginnt die Darbietung eintönig zu werden. Gleichwohl: Unermüdlicher Applaus.