Meinung Der neue Schauspielintendant Wilfried Schulz ist ein unbequemer Geist
Wilfried Schulz ist kein Lautsprecher. Keiner, der für sich als Person die große Bühne sucht. Dass man ihn dennoch nicht unterschätzen sollte, hat der neue Schauspielintendant in den Verhandlungen bewiesen.
Nein, er hat die Brocken nicht hingeschmissen, weil er das Theater nicht wie versprochen im Herbst 2016 eröffnen kann. Dabei hatte der 63-Jährige das zur Bedingung für seinen Vertrag gemacht. Schulz hat dieses Zugeständnis mit klaren Forderungen verbunden. Stadt und Land sollen für das sichtbare Zeichen zahlen, das der Theatermann mit seinem Antritt in Düsseldorf setzen will. Für ein Zelt am Rhein ebenso wie für die umfassendere Modernisierung des Schauspielhauses.
Dass es Schulz dabei weniger ums Ego geht als um das Theater selbst und auch um seine Mitarbeiter, die er bereits aus ganz Deutschland in sein Düsseldorfer Team geholt hat, kann man dem Mann mit großem Netzwerk glauben. Er zeigt in Dresden beeindruckend gut, dass er ein Stadttheater im besten Sinne auf die Beine stellt. Auf seinen Bühnen finden sich Dynamo-Fans ebenso wie namhafte Regisseure, er bietet Platz für Flüchtlinge und die Bürgerschaft. Schulz versteht das als gesellschaftliche Verpflichtung und hat Erfolg damit.
In Düsseldorf ist nach den dramatischen Krisenjahren am Schauspielhaus gerade eine Wende zu spüren. Es gibt wieder ausverkaufte Vorstellungen, Inszenierungen wie „Terror“ locken Menschen an, die lange nicht oder überhaupt noch nicht im Theater waren. Hier könnte der Intendant anknüpfen, wenn man ihn lässt. Schulz ist ein unbequemer Geist, doch ist das nicht die Aufgabe eines guten Theatermachers?