Der Wasserkrug auf dem Tisch ist für den Dorfpunk eine Beleidigung

Autor Rocko Schamoni feiert im Zakk einen Abgesang auf alles.

Düsseldorf. Rocko Schamoni betritt die Bühne, und sofort ist klar, dass er nicht einfach nur ein paar Passagen aus seinem aktuellen Buch vorlesen will. Wie ein Hirsch röhrt er erst einmal "Düsseldooooorf" ins Mikrofon, so als wäre dies der Beginn eines Punkkonzerts.

Kurz darauf hat er beleidigt den Wasserkrug von seinem Tisch gestellt, das erste Bier aufgemacht ("Das ist eine Underground-Lesung") und eine Zigarette angezündet, mit der er später während des Vorlesens manchmal kleine Kunststückchen vollführt.

Und so wissen die 350 Gäste in der vollen Halle des Zakk den ganzen Abend nicht so recht, ob sie in einer literarischen Lesung oder einer Comedyveranstaltung sind. Die vielen Lacher verteilen sich gleichmäßig auf die witzigsten gelesenen Passagen und die eingestreuten Kommentare des Autors. Schamoni hat nicht nur sein jüngstes Werk "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit" mitgebracht, er liest auch aus den beiden Vorgängern "Dorfpunks" und "Risiko des Ruhms".

Sie alle erzählen mit viel absurdem Humor von erfolglosen männlichen Helden. Die Frage nach der autobiografischen Relevanz lässt Schamoni dabei durch eingestreute spielerische Kommentare in der Schwebe.

Die menschlichen und literarischen Themen, die er dabei abgrast, lässt er kahl jeder Gefühlsduselei und jeder pathetischer Klischees zurück. Männerfreundschaften werden durch den Kakao gezogen, Therapeutengespräche und Trennungsschmerz. Aus dem von der Muse geküssten Künstler wird bei Schamoni ein Mal-Exzess von Vater und Sohn, bei dem sich banale Bauernidylle mit Urin und Erbrochenem zur Groteske verbinden.

Das alles lebt zum großen Teil von Ironie, von welcher der Autor sich selber nicht verschont: Immer wieder lacht er über die eigenen Zeilen und schiebt die Schuld an weniger gelungenen Passagen den Lektoren in die Schuhe. Zwischendurch gibt der Musiker Schamoni eine Punkparodie zum Besten, verschwindet hinter dem Vorhang, um sich noch ein Bier zu holen, gibt den Provinzler aus Schleswig-Holstein, der sich sein Provinztum nicht eingesteht. Natürlich ironisch - und dank Schamonis darstellerischer Fähigkeiten sehr unterhaltsam.

Am Ende muss auch noch die Zugabe entzaubert werden: "Ich stehe hinter dem Vorhang, zähle bis zehn und komme wieder raus." Aber auch das nimmt ihm wohl niemand übel. Irgendwie hat er ja recht.