Sylwia Gorak pflegt die Zeit zu untersuchen, nicht als Forscherin, sondern als Künstlerin. Sie entwirft Kunstkonzepte. Düsseldorf ist ihr wegen des Hafenturms neben dem Landtag der ideale Standort. "Hier gibt es die größte Dezimaluhr der Welt. Weil der Turm so hoch ist, hat er die besten Voraussetzungen auch für die größte Sonnenuhr der Welt." Schon beim Anflug des Flugzeugs aus Warschau auf Düsseldorf-Lohausen hielt sie ihre Kamera aufnahmebereit und nahm das Wahrzeichen des Hafens mit seinem Schatten auf.

Seit 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende, beobachtet sie diesen Schatten, von oben und vom Boden aus. Sie weiß längst, dass die Bahn des Schattens dem Sternzeichen des Krebs entspricht. Das sei schon unter Kaiser Augustus im alten Rom so gewesen. Ihre Idee für Düsseldorf sieht Folgendes vor: Sie möchte an der Landzunge zehn von zwölf Spiegel an der Uferpromenade in die Erde einlassen, die übrigen zwei Spiegel kämen aufs Dach des Landtags.

Sie erklärt im Golzheimer Gastatelier: "Die Sonnenuhr soll minimalistisch sein. Wichtig sind die Positionen der Spiegel. Dabei lasse ich mich von James Boster von der Columbia-Universität in New York beraten. Er will mir die exakten Positionen liefern."

Für IDR-Chef Heinrich Pröpper, den Hausherrn des Rheinturms, ist die Aktion der Künstlerin die beste Werbung. Gorak: "Man sieht die Schatten der Sonnenuhr vom Boden aus, aber die beste Sicht hat man vom Turm aus." Im Herbst oder Winter werde der Schatten länger, dann komme er vom Rheinturm über den Rhein aufs Oberkasseler Ufer. Dabei berühre er aber weiterhin die Spiegel an der Uferpromenade.

Bislang wissen weder Heinrich Pröpper noch die Stadt etwas von ihren Rekord-Absichten. Sylwia Gorak will Pröpper zu ihrer kleinen Ausstellung einladen.