Festival der Welt 400 Künstler aus 48 Nationen beim Festival „Theater der Welt“

Düsseldorf · Mitte Mai startet ein Fest der Superlative. Bei der Eröffnung sitzt Kanzlerin Angela Merkel auf dem Podium.

30 junge Düsseldorfer spielen mit in „Ist mein Mikro an?“, das im Central aufgeführt wird.

Foto: Melanie Zanin

Einen lebendigen „Theatersommer“ erhofft OB Thomas Geisel, wenn am 14. Mai am Gründgens-Platz ein Mega-Festival startet. „Theater der Welt“ – organisiert von Stefan Schmidtke im Auftrag des Internationalen Theater-Instituts (ITI) – wird 18 Tage lang mit 400 Künstlern aus 48 Nationen von allen Kontinenten die Landeshauptstadt vibrieren lassen und in einen Schmelztiegel der Künste verwandeln. Hubschrauber, die mit Lautsprechern geheimnisvolle Botschaften von singenden Sirenen („Siren Song“) gen Rheinufer senden sollen, inklusive. Die Weltoffenheit der Düsseldorfer Theater- und Kunstfreunde soll das Fest im Mai fördern und auch erstmals mit einem philosophischen „European Song Contest“ auf die Probe stellen. Schon jetzt machen die Plakate in Leuchtfarben mit „psychedelisch geschwungenen Buchstaben“ (Zitat Geisel) neugierig auf Dinge, die Europäern vielleicht noch fremd sind. Seit einigen Wochen weisen sie, überall in der Stadt, auf ein kunterbuntes Welt-Theater-Abenteuer hin, das es so in unserer Stadt noch nicht gab.

Das Besondere: Die Hälfte der 34 eingeladenen Produktionen stammt von Frauen. Z. B. aus Afrika und Lateinamerika. Und erstmals richtet sich ein Drittel der Inszenierungen von „Theater der Welt“ direkt an junges Publikum. Theater muss die Zukunft im Blick haben, meint Schauspielhaus-Chef Wilfried Schulz. Zumal das Junge Schauspielhaus unter Leitung von Stefan Fischer-Fels unter den innovativsten und erfolgreichsten seiner Art rangiert, zumindest im deutschsprachigen Raum. Hinzu kommt eine aktive Schüler-Theater-Szene, die sich mit ihrem „Maulhelden“-Festival ebenfalls an dem Großprojekt beteiligen wird.

Programmdirektor Stefan Schmidtke.

Foto: Thomas Rabsch

Passt zum 50-jährigen Bestehen des Theaterbaus (immer noch ‚under construction‘), in und vor dem zahlreiche der von Programmdirektor Stefan Schmidtke ausgewählten Performances zu erleben sein werden. Darin waren sich NRW-Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Thomas Geisel, Joachim Lux (ITI-Präsident für Deutschland) und Intendant Schulz einig, als sie das 180 Seiten dicke Programmbuch vorstellten, das in der kommenden Woche vorliegen soll. Ab heute können Karten für alle Vorstellungen gekauft werden.

Neben Stadt und Land beteiligt sich auch der Bund mit etwa einer Millionen Euro. So verfügt das Theaterfest – inkl. eingeworbener Gelder privater Sponsoren – über ein Budget von knapp 4,4 Millionen. Eine hohe, wenn auch bei 90 Theater- und Musikevents und insgesamt 128 Veranstaltungen notwendige Summe, müssen doch allein 400 Gäste eingeflogen und in einem zentral gelegenen Hotel untergebracht werden. Nicht zu vergessen Dolmetscher, da in 18 Sprachen gespielt und kommuniziert werden soll. Darin enthalten auch die Kosten für 34 Stücke und Events, die eigens für das Festival entwickelt und zum Teil mit Düsseldorf koproduziert werden.

Zur internationalen Offenheit und Frauenpower passt, dass Kanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnung im Großen Haus mit der nigerianischen Autorin Chimamanda Ngozi Adichie auf dem Podium diskutieren soll – nicht über große Politik, sondern über geistige Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Deutschland, Europa hier – Afrika dort. Der Kontinent, der die Kanzlerin spätestens seit der Flüchtlingskrise in Atem hält und der beim Festival sehr stark vertreten ist.

Neben den zahlreichen Events im Foyer, das im Mai zum ‚Weltfoyer‘ mutieren soll, abendlichen Musikprogrammen, Klangsessions, Vorträgen und Podiums-Gesprächen sei auf einige Highlights darstellender und bildender Künste hingewiesen. Außer der elektronisch hergestellten „Sirenen-Gesänge“, die 18 Tage lang von versteckten Stellen in die Stadt gesendet werden, sind es drei Produktionen, an dem sich das Schauspielhaus-Ensemble beteiligen wird.

U.a. die Eröffnungspremiere des Stücks „Leben und Zeit des Michael K.“ des südafrikanischen Nobelpreisträgers John Maxwell Coetzee, das nach dem Festival in Kapstadt und Düsseldorf auf dem Spielplan stehen soll. Oder: „Ist mein Mikro an?“, das mit 30 jungen Düsseldorfern (zwölf bis 17 Jahre) und zwei Chören im Central über die Bühne gehen soll. In der Tanzperformance „Malén“ geht es um die Weiblichkeits-Rituale, die im chilenischen Volksstamm ‚Mapuche‘ praktiziert werden. Präsentiert von einer Truppe von Mapuche-Frauen verschiedener Altersstufen. Für den ‚European Philosophical Song Contest‘ schrieben Philosophen über ihre Visionen zu Europa. Verwandelt wurden die Texte in Popsongs, über die das Publikum an drei Abenden (23. bis 25. Mai) abstimmen soll.

Tickets und Infos ab heute: Tel. 0211/ 36 99 11.