Düsseldorfer erzählen ihre ganz persönlichen Geschichten
Vom Gastarbeiter zum Einheimischen: Senioren erzählen in einem neuen Textband aus ihrem Leben.
In einer Sprache, die nicht die eigene Muttersprache ist, eine Geschichte zu erzählen ist eine Herausforderung. Marcel N. Y. Khasti und seine Mitautoren haben sich ihr gestellt. Sie trugen ihre Geschichten zusammen, brachten sie zu Papier und veröffentlichten sie in dem Buch „Gemeinsame Geschichte(n) — Teil II“. In den Erzählungen geht es vor allem um persönliche Schicksale in dem Einwanderungsland Deutschland. Im Zentrum Plus Düsseltal/Flingern stellten sie ihre Texte im Rahmen einer Lesung vor.
Die Autoren sind Düsseldorfer Senioren. Viele von ihnen kamen aus anderen Ländern nach Deutschland. Manche wurden hier geboren. Sie trafen sich in der Schreibwerkstatt “Gemeinsame Geschichte(n)“, ein Projekt der Düsseldorfer Diakonie und des Zakk. Jeder erzählte seine Geschichten. Dann arbeiteten die Hobbyautoren gemeinsam an den Texten.
Der Schriftsteller Michalis Patentalis und die Autorin Pamela Granderath unterstützten die Senioren dabei, ihre Erlebnisse und Gefühle zu Papier zu bringen. Manche Geschichten haben sie auch aus dem Griechischen oder Englischen übersetzt. „Jeder Mensch hat etwas zu erzählen“, sagt Granderath. Das war auch der Grund für die Wiederholung des Projekts.
In dem zweiten Teil von „Gemeinsame Geschichte(n)“ findet man zum ersten Mal auch Gedichte. Der ehemalige Architekt und Künstler Marcel Khasti trug seine Ideen in Stichpunkten zusammen und malte Bilder zu seinen Geschichten. Pamela Granderath, die selbst Lyrikerin ist, half ihm, daraus Gedichte zu schreiben. Während die Autorin Khastis Gedichte vorträgt, zeigt er die dazugehörigen Bilder.
Hae Soon Kim hat sich entschieden ihre Geschichte selbst vorzulesen. Sie liest langsam, aber mit fester Stimme. Nur als sie vom Tod ihrer Tochter berichtet wird sie zittrig. Es ist eine sehr persönliche, berührende Geschichte. „Jeder Mensch hat zwei Gesichter. Ich habe mit der Zeit gelernt, ehrlich mit mir umzugehen“, sagt die Koreanerin.
Es gibt auch fröhliche Geschichten in dem Buch. Francesco Abate berichtet, wie er vom italienischen Gastarbeiter zum echten Düsseldorfer wurde. „Besonders das Essen war schwierig. Es gab nur deutsche Küche“, sagt Abate über seine Ankunft in Düsseldorf. Richtig heimisch fühlte er sich erst, nachdem er 1968 im „Big Ape“ seine Frau Christa kennenlernte. Kartoffelpüree und Heringsstipp mag er allerdings bis heute nicht.
„Lasst euch Geschichten erzählen“, lautet Pamela Granderaths Appell. Sie ist zuversichtlich, dass es auch einen dritten Band mit gemeinsamen Geschichten geben wird.
Die Bücher sind für fünf Euro im Zakk und auf den Lesungen erhältlich.