Achenbach-Auktion Eine Sammlung wird zu Geld gemacht

Vier Tage lang läuft der Versteigerungsmarathon. Am Mittwoch kamen Kunstwerke für eine Million Euro unter den Hammer.

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Düsseldorf. Während der ehemals berühmte Kunstberater Helge Achenbach schon seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft sitzt, begann am Mittwoch der Ausverkauf seiner Firmensammlung. 2000 Werke werden in einem viertägigen Auktionsmarathon in Düsseldorf und Köln verramscht. Die Auktion gilt als die größte Versteigerung für zeitgenössische Kunst in Deutschland. Beim Auftakt am Mittwoch in Düsseldorf summierten sich die Erlöse bis Mittag auf 250 000 Euro. Bis abends, als die ersten großen Affen von Immendorff zum Aufruf kamen, auf eine Million Euro.

Das ist nicht viel angesichts von etwa 50 Millionen Euro Forderungen, die der Insolvenzverwalter Marc d’Avoine wenigstens teilweise eintreiben muss. Der Auktionator Markus Eisenbeis von Van Ham hofft auf Gesamtergebnisse zwischen vier und sechs Millionen Euro.

Selten machte eine Auktion im Vorfeld so viel Wirbel wie diese. In rund hundert Fällen wurden die Eigentumsrechte durch Künstler und Galeristen angefochten. Das letzte Gefecht fand kurz vor Beginn der Veranstaltung statt, als der Künstler Ernst Hesse drohte, die Auktion zu stören, wenn man ihm seine fünf Skulpturen nicht herausrücke. Er behauptet, sie seien von Achenbach nur verwahrt worden. Das Auktionshaus Van Ham zog in letzter Minute 22 Werke zurück, darunter vier kostbare Arbeiten des Senkrechtstarters Marcel Dzama, neben Werken von Beuys, Huber, Keith Haring und Hesse.

Die Versteigerung fand in jenem Lager in Düsseldorf-Heerdt statt, wo Achenbach seine Oldtimer gelagert hatte. 300 Stühle waren aufgestellt, doch nur 56 wurden besetzt. Wenige Galeristen, Banker, Geschäftsleute und Kunstfans verfolgten das Geschehen im Saal, als der Auktionator die ersten 500 Lose aufrief. Das geringe Interesse vor Ort erklärt der Insolvenz-Verwalter damit, dass die Gebote immer mehr online gegeben werden, auf Kosten der Präsenz-Auktionen.

In der Tat gingen die Bietgefechte oft lautlos vor sich, denn die Interessenten aus Österreich, der Schweiz, den Benelux-Ländern und Großbritannien sprachen in die Telefonmuschel hinein, so dass der Auktionator lediglich die Höhe des Gebots bekannt gab.

Im Hintergrund lauschte Dorothee Achenbach, die Ehefrau des Inhaftierten Helge, dem Geschehen. Sie hätte eigentlich Besuchstermin bei ihrem Mann im Gefängnis gehabt, gab die Erlaubnis jedoch an zwei seiner Freunde ab, um die Auktion zu verfolgen. Sie wisse gar nicht, wie sie sagt, dass das Firmenlager ihres Mannes so viele Werke enthielt. Nicht ohne Stolz meinte sie im Gespräch: „Jedes Stück ist ein Kunstwerk von hoher Qualität.“ Ihr Mann hofft derweil auf ein Revisionsverfahren im Strafprozess und auf eine Berufung im Zivilprozess.

Die Bieter im Saal und am Telefon interessierten sich herzlich wenig für das Geschick der Familie Achenbach, die jetzt sogar ihr schönes Haus im noblen Stadtteil Oberkassel verlassen muss. Sie versuchten in der eher langatmigen Versteigerung, so viele Schnäppchen wie möglich zu ergattern. Das gelang ihnen in der Regel bei Blättern von Balet, Domela, Chagall und kurioserweise bei einer großen Holzskulptur von Rudolf Belling für 650 Euro. Nur bei ganz berühmten Namen wie Baselitz schnellte der Preis in die Höhe. Als besonderer Liebling des Publikums erwies sich Hans-Peter Feldmann, dessen 34 kleine Erdbeer-Fotos auf 12 000 Euro und dessen „Zwei Mädchen im Schatten“ auf 13 000 Euro stiegen — zuzüglich 50 Prozent Aufschlag.

Ging ein Werk an Private im Saal, gab es Jubel. Anna Schiller etwa ergatterte eine Mappe mit sieben Farblithos von Thomas Bernstein zum Spottpreis von 330 Euro. „Das ist irre. Ich kenne den Künstler. Die Arbeiten werden alle aufgehängt“, sagte sie.