Eine Zusammenarbeit, die nicht immer klappt
Städtischer Musikverein und Düsseldorfer Symphoniker zu Gast in der Tonhalle.
Düsseldorf. Vieles macht er etwas anders als seine Kollegen, der Dirigent Frieder Bernius. Dem Vernehmen nach ist er dem Originalklang der Werke auf der Spur, was auch immer das heißen mag bei einer Quellenlage, die Interpretationsspielräume zulässt. Zunächst einmal kann man in der Tonhalle (und auch anhand einiger CD-Einspielungen) feststellen, dass Bernius oft rasche Tempi bevorzugt. Georg Friedrich Händels Oratorium "Israel in Ägypten", das auf dem Programm steht, gibt auch allerhand Gelegenheiten, auf die Tube zu drücken.
Im Händel-Jahr bekommen es der Städtische Musikverein und die Düsseldorfer Symphoniker also mit diesem international bekannten Dirigenten zu tun und wirken dabei ab und zu wie strafversetzt. Das geht schon los beim Blick auf den Chor. Denn er nimmt nicht im baulich vorgesehenen Chorgestühl Platz, sondern rückt ganz nah ans Orchester heran. Allerdings ist der Musikverein so stark an Mitgliedern, dass er nicht ganz zwischen Orchester und Chorparkett passt und die letzte Sängerreihe alleine hinter dem Geländer des Chorparketts stehen muss. Damit befindet sie sich optisch etwas ab vom Schuss.
Mit seinen berühmten Stuttgarter Spezial-Ensembles hat Bernius hinlänglich Erfahrung. Doch mit den hiesigen Allroundern hat er nur eine mäßig hohe Trefferquote. Vor allem an schnellen Stellen wirken Chor und Orchester etwas verhuscht. Getragene Passagen entfalten dann allerdings sogleich starke Präsenz. So gibt es in diesem Oratorium über den Auszug der versklavten Israeliten aus dem herrischen Ägypten starke gravitätische Passagen, aber auch schwache, atemlose Momente.
Beispielsweise besitzt die düster getragene Chorstelle "Es gab tiefes Dunkel übers ganze Land, jenes Dunkel, es lastet schwer" eine Ausdruckskraft, die den Hörer weit in die Ideenwelt des Werkes vordringen lässt. Dagegen erscheint die Trompeten-Ouvertüre blass. Diesem von Felix Mendelssohn komponierten und dem Händel-Oratorium vorangestellten Orchesterstück fehlt es trotz des raschen Tempos an Schwung. Ein besonderes Lob gebührt dem von Marieddy Rossetto vortrefflich präparierten Chor. Er zeichnet sich durch eine überaus lebendige und expressive Wiedergabe von Wort und Ton aus.
Dem Gesangssolisten-Sextett (zwei Soprane, Countertenor, Tenor, Bassbariton, Bass) fehlt es an Homogenität und Imagination. Die sechs Sänger bilden eine wie zufällig zusammengewürfelte Gruppe, was umso mehr erstaunt, da sie alle bereits in Stuttgart mit Frieder Bernius zusammengearbeitet haben. Vor allem die beiden Sopranistinnen und die zwei Bassisten klingen jeweils so unterschiedlich, dass sich der Eindruck einer klanglichen Geschlossenheit kaum einstellt.
Weitere Aufführung Montag, 20 Uhr, Tonhalle. Karten gibt es unter Telefon 0211/8996123.