Filmpremiere "Ebb un Flood": Die Gezeiten im Zeitraffer
Vier Jahre lang arbeitete der Fotograf Olaf Döring an seinem Film.
Düsseldorf. Fast sein ganzes Leben hat der Autor dieses Artikels direkt an der Nordsee verbracht. Hat im Sommer im Meer gebadet, als Kind bei Ebbe im Schlick gespielt, ist im Winter mit dem Schlitten die Deiche heruntergefahren. Jetzt lernte er den Filmemacher Olaf Döring kennen. Auch er hat viel Sympathie für die Nordsee und ihr jetzt sogar einen Film gewidmet. Vier Jahre lang arbeitete er an „Ebb un Flood“, am Sonntag feiert der Beitrag im Metropol Kino NRW-Premiere.
Döring, ein gebürtiger Dresdner, der seit knapp 15 Jahren im Rheinland lebt, macht einen Nordseefilm. Funktioniert das? Es funktioniert. Auch weil Döring selbst so fasziniert ist: „Wenn ich auf dem Deich stehe und auf das Meer blicke, dann packt es mich einfach. Man muss sich diese gigantischen Einflüsse einmal bewusst machen, die da herrschen.“
In Zeitrafferaufnahmen — für welche Döring 155 007 Fotos gemacht hat — zeigt der 41-minütige Film Aufnahmen aus dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und dem niederländischen Friesland. Er zeigt dabei Bilder, die selbst Nordseekenner noch überraschen. Ursprünglich wollte Döring sogar die Nordsee innerhalb von 24 Stunden aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen.
„Mit Fotos allein war das nie möglich“, erzählt der Fotograf, wie er zu seinem ersten Film gekommen ist. „Und jetzt ist die Freude für mich doppelt so groß, meinen Film in mein Lieblingskino Metropol zu bringen“, sagt er. „Ich weiß ja, wie gern die Nordrhein-Westfalen im Sommer an das Meer fahren. Und so kommt die Nordsee einfach mal im Winter nach Düsseldorf.“ Für ihn persönlich steht jedoch fest: Stippvisiten an sein Traumziel sind nicht genug. „Irgendwann ziehe ich ganz in den Norden.“
Während der Arbeiten an den Zeitrafferaufnahmen ist ein zusätzlicher Erzählstrang entstanden, der das Leben der Küstenbewohner zeigt: Da sind die beiden Senioren, die auf einer Bank auf dem Deich sitzen und trocken kommentieren, was da vor ihren Augen geschieht und was nicht. Und da ist die Fahrt mit dem Krabbenkutter, natürlich bei ordentlich Wellengang.
Bewusst hat Döring auf einen Sprecher verzichtet. „Der Zuschauer soll die Bilder pur auf sich wirken lassen können. Es ist keine Dokumentation, sondern ein Kunstfilm.“