Galerierundgang: Falsche Seesterne im Herbst

Die Kunsthandlungen locken die Besucher mit Computermontagen und interessanten Schnappschüssen.

Düsseldorf. Ähnlich wie die herbstliche Natur laden auch die Galerien zu farbigen Spielen ein. Hier ein paar Tipps für einen Kunst-Rundgang.

Die Bougainvillea ist eine Kletterpflanze in fast allen erdenklichen Farben. Sie ist die ideale Bild-Quelle für den Briten Bruce McLean, der eine ganze Ausstellung farbiger, strahlender Bilder nach ihr benennt. Da er mehrere Monate im Jahr auf Menorca lebt, holt er sich seinen mediterranen Garten auf die Leinwand.

Er bildet die Blüten, Zäune und Pergola-Gerüste nicht einfach ab, sondern abstrahiert die Motive, so dass die Gemälde zu Kombinationen des südlichen Lichts und der dunklen Bühnenräume wird. Ab und an flackern die Farbflecken auf. Manchmal genügen auch nur zwei violette Punkte, um eine Vibration zu erzeugen.

Mühlengasse 5, bis Ende Oktober, di-fr 11-18 Uhr, sa 11-16 Uhr

Kate Waters macht Schnappschüsse, wenn Leute im Eiscafé sitzen, über die Straße schlendern, einander begrüßen oder in der staunenden Masse vor einem Museumsbild stehen. Doch sie ist Malerin, sie übersetzt die Fotos in Bilder. Napoleons Krönung im Louvre kommt in Ölfarbe zur Ansicht, mit dem Licht des altmeisterlichen Gemäldes und mit der relativ kalten Beleuchtung im Museumsraum.

Waters pflegt ihre Bilder zunächst in Weiß und Grau zu malen und ein zweites Bild in Farbe darüber zu setzen, um eine besondere Brillanz zu gewinnen. Neuerdings entstehen auch Tuschen in Sepia-Farben. Dafür fotografiert sie farbig, zieht die Fotos schwarzweiß ab und malt sie in Braun, als handele es sich um alte Fotos. Die Straßenszenen aus Paris, London und Amsterdam wirken nun wie geträumt.

Mühlengasse 3, bis 15.November, di-fr 10-18 Uhr, sa 11-14 Uhr

Dieter Hiesserer ist Installationskünstler, Maler, Zeichner, Fotograf und Filmer. Im Vorgriff auf eine große Monographie, die zu seinem 70.Geburtstag im Salon-Verlag herauskommt, stieß die Galeristin Clara Maria Sels auf Fotos aus dem Jahr 1982, die 2007 auf Aluminium aufgezogen wurden. Es handelt sich um die "Geschichte einer Maske".

Die Linse ist weit offen gelassen und die Kamera beim Porträtieren in der Hand gehalten, so dass die Figur verwaschen und verzerrt wirkt, die Bluse zum Lichtfeld wird und das Bild an der Wand vor und zurück zu zoomen scheint. Die zweite Aufnahme wirkt leicht verträumt, die dritte wie phosphorisiert und die vierte magisch aufgeladen. Es gibt auch eine sehr lyrische Serie von der Zugfahrt zweier Menschen als Edition.

Poststraße, bis 29. November, di-fr 10.30-18.30 Uhr, sa 12-16 Uhr

Stephan Kaluza ist Performer, Maler, Texter und Fotograf. Als müsse er beweisen, was er alles kann, weicht er sogar über den Galerieraum hinaus in die Passage an der Heinrich-Heine-Allee aus. Dort hängt eine Bilderfolge, vor die er Texte aus seinem Buch "Rheinfahrt" klebt. Die Texte erzählen von einem Autounfall, bei dem ein Vater sein Kind verliert. Ein Alptraum.

Kaluza lässt die Szenen von einem Schauspieler mit wechselnden Figuren nachstellen und fotografiert sie. Nun können die Betrachter sie auf der Fensterscheibe lesen, sehen dazu zwischen Plexiglasscheiben und Fensterglas die schaurig-schöne Geschichte und haben die Ausstellung auch dann vor Augen, wenn die Galerie Ringel längst geschlossen hat. Im Innern gibt es jede Menge weiterer Geschichten.

Heinrich-Heine-Allee15, bis 8. November, di-fr 12-19 Uhr, sa 12-16 Uhr

Das handwerkliche Anfertigen einer Skulptur aus einer Zeichnung ist umständlich und teuer. Die Industrie hält neuerdings eine Software bereit, die als Rapid Prototyping, schneller Prototypenbau, bekannt ist. Mithilfe dieses Computerprogramms lassen sich aus Zeichnungen dreidimensionale Formen herstellen, indem das Werkstück schichtweise aus formneutralem Material aufgebaut wird.

Nun dringt diese neue Technik auch in die Kunst ein. Michael Richter, Meisterschüler von Tony Cragg, hatte zunächst Gräser, Büsche, Uferzonen oder Unterholz fotografiert und diese realen Abbilder mit fiktiven Körpern und Organismen aus dem 3-D-Programm kombiniert.

Die Fakes fügten sich wie selbstverständlich in die Natur ein. Der nächste Schritt sind seine "Snarks". Der Name ist im Computerspiel als biologische Waffe zur Bekämpfung virtueller Gegner geläufig. Richters sehr plastisch wirkende Fantasie-Wesen erinnern an Seeigel, stachelige Gräser oder hautähnliches Astwerk. Diese grellbunten Objekte pflegt er als großformatige Fotos auszudrucken und zu rahmen.

Dadurch gewinnen die fiktiven Bilder eine eigenartige Realität, scheinen absurd, komisch und real zugleich zu sein. Im nächsten Schritt kann das erste im Computerprogramm hergestellte Phantasietier bewundert werden.

Himmelgeister Straße 107e, bis 19.Oktober, do+fr 17-22 Uhr, sa+so 14-18 Uhr

Vom Kulturamt wird neuerdings ein Raum für digitale Kunst gefördert, der sich "WalzWerk O" nennt und von Rachid Maazouz aus der Herold-Klasse bis Ende 2009 geführt wird. Maazouz stellt Gleichgesinnte aus, die sich für neue Technologien in der Kunst interessieren.

Viermal im Jahr will er Kollegen ins Haus bitten. Den Auftakt macht Max Srba aus München, den er über das Internet entdeckt hat. Auch er benutzt die Programme aus dem Computer für seine eher allegorischen Produkte.

Walzwerkstraße 14, bis 9.November, so 12-18 Uhr