Düsseldorf Glanzvoller Auftakt der Meisterkonzerte
Die Camerata Salzburg und Geigerin Patricia Kopatchinskaja gastierten unter Louis Langrée in der Tonhalle.
Düsseldorf. Klassiker Wolfgang Amadeus Mozart gilt längst nicht mehr als großer Kassenmagnet. Mit Spätromantikern lassen sich Säle heutzutage leichter füllen. Dass Mozart zwar schön, aber zuweilen auch langweilig gefunden wird, liegt an der enormen Schwierigkeit, ihn gut zu interpretieren. Der Camerata Salzburg ist das gelungen. Unter der Leitung von Louis Langrée machten die Musiker jetzt in der Tonhalle aus Mozart-Symphonien geistig sprühende Lustspiele.
Bereits die recht selten aufgeführte, von Mozart nicht ganz fertig komponierte Symphonie Nr. 34 C-Dur prickelte wie gerade erst entkorkter Champagner. Dirigent Louis Langrée erwies sich als ungemein aufgeweckter Gestalter. So entstand ein glasklares, sozusagen durchhörbares Klangbild, in dem jede Orchesterstimme deutlich zum Vorschein kam.
Langrée wählte recht straffe Tempi, ohne aber der Musik ihre Gravität zu nehmen. Dieses virtuose, klangvolle und transparente Musizieren zahlte sich besonders aus in Mozarts letzter Symphonie mit dem Beinamen „Jupiter“. Vor allem der Schlusssatz riss mit.
Mozart vollbrachte mit diesem Finale das Wunder eines Imitations-Satzes mit vier verschiedenen Themen. Diese sind stellenweise simultan übereinander geschichtet und ergeben ein irrwitziges Melodien-Bündel an der Grenze zum Klang-Chaos. In diesem wilden Kosmos schuf Mozart göttliche Ordnung, und die Camerata Salzburg hütete sie bis aufs i-Tüpfelchen.
Neben die Symphonien ihres Heimat-Komponisten Mozart haben die Salzburger noch das 2. Violinkonzert von Sergej Prokofjew gesetzt sowie Maurice Ravels Konzert-Rhapsodie „Tzigane“ für Violine und Orchester. Solistin beider Werke war die etwas exzentrische moldawisch-österreichische Geigerin Patricia Kopatchinskaja (38). Sie spielt barfuß auf einem ihr untergelegten kleinen Teppich.
Ungewöhnlich sind auch ihre Interpretationen, bei denen sich die Violinvirtuosin viele Freiheiten erlaubt. In der nicht ganz so strengen Musik von Ravel und Prokofjew hatten die mutigen Tempo-Schwankungen und überraschenden Akzente durchaus ihren Reiz.
An rasanten Stellen wirkt die Geigerin ein bisschen wie eine Rockmusikerin. Vor allem die „Tzigane“, die ohnehin den Charakter einer spontanen Improvisation besitzt, besaß durch Kopatchinskajas freie Art zu spielen besonders viel Individualität. Auch dafür gab es im Mendelssohn-Saal kräftigen Beifall.