Großes Format in kleiner Besetzung
Christian Tetzlaff und Lars Vogt spielten Brahms’ Violinsonaten.
Johannes Brahms komponierte Kammermusikwerke von symphonischer Klangwirkung. Die Größe der Besetzung ist zwar gering, doch Umfang und musikalische Substanz stehen hinter den Orchesterkompositionen nicht zurück. Zu dieser Sorte Musik gehören auch die drei Sonaten für Violine und Klavier. Zwei sehr namhafte Musiker, Christian Tetzlaff (Violine) und Lars Vogt (Klavier) interpretierten nun im Robert-Schumann-Saal alle drei Werke.
Einem Duo dieses Spielniveaus mit Brahms zu lauschen kommt einem Konzerterlebnis mit einem Weltorchester nahe, wenn auch die dynamische und klangfarbliche Palette etwas kleiner ist. Dafür gibt es jede Menge feiner Nuancen. Tetzlaff entlockt seiner Geige ein großes Kaleidoskop an Schattierungen, während Vogt am Klavier für ein ausgesprochen solides Klangfundament sorgt.
Schon in der Sonate Nr. 1 G-Dur fällt nach ein paar Klavierakkorden auf, über welch satten, runden Anschlag Vogt verfügt. Die gehaltvollen Bässe passen zu Brahms und seinen reichen Harmonien. Tetzlaff und Vogt bilden ein bestens aufeinander abgestimmtes Duo. Und das ist kein Wunder, musizieren die Beiden schon seit Jahren gemeinsam, unter anderem bei Vogts eigenem Kammermusikfestival „Spannungen“ im Kraftwerk Heimbach bei Düren.
Trotz all der Qualitäten und Harmonie bleibt man beim Hören nicht ganz wunschlos. Denn ab und an tun die Musiker des Guten zu viel bzw. zu wenig: Beispielsweise gibt es im Kopfsatz der Zweiten Violinsonate A-Dur eine Stelle, in der alles lyrisch aufblüht. Hier gehen Vogt und Tetzlaff so sanft vor, dass das Ganze nur noch wie gesäuselt klingt. Dahinter mag sich hohe Sensibilität verbergen, doch etwas mehr Saft und Kraft hätte die Intensität des schönen Moments gewiss noch gesteigert.
Stärker aus sich heraus gehen die Musiker in der dramatischen Dritten Sonate d-Moll, vor allem im virtuos-stürmischen Finalsatz. Hier zeigt sich auch die spieltechnische Souveränität von Tetzlaff und Vogt, die ja sonst auch als Solisten auftreten und brillante Parts ins Violin- bzw. Klavierkonzerten bewältigen. Von diesem Impetus hätte man sich mehr gewünscht. Und bei den Zugaben wurde auch noch Temperament nachgereicht, etwa in Brahms’ Scherzo aus der von mehreren Komponisten zusammengestellten F-A-E-Sonate. Begeisterter Beifall im recht gut besuchten Saal.
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