Grüner Saal: Kurioses aus heißem Glas
150 Vasen, Gläser, Nippes und Kuriosa sind im Grünen Gewölbe der Tonhalle am Ehrenhof ausgestellt.
Düsseldorf. Wer nach Murano bei Venedig, schippert, findet sie noch immer, die Männer mit dem Bunsenbrenner, die die lustigsten, buntesten Figuren aus heißen Glasröhren ziehen, drehen und verzerren, bis ein Clown oder eine Tänzerin hervorlugen. Das vor der Lampe geblasene Glas ist das typische Produkt von Ein-Mann-Betrieben, den Tante-Emma-Läden des Kunsthandwerks. Eine Ausstellung im Grünen Gewölbe der Tonhalle macht mit dieser "Kunst der kleinen Form" bekannt.
Die Technik des Glasblasens gibt es seit dem 16. Jahrhundert, als man Laborgeräte, Barometer oder Thermometer auf diese Weise anfertigte, neben Vasen, Schalen, Pokalen und Nippes. Die Anfänge lagen in Italien und Frankreich, heute ist Deutschland der wichtigste Produktionsstandort, mit dem Thüringer Wald als Hauptzentrum.
Damals, im 19. Jahrhundert sowie heute gilt diese ostdeutsche Gegend als Notstandsgebiet. Systematisch wurden zwischen den beiden Weltkriegen in Lauscha Künstler und Handwerker angesiedelt. Selbst der berühmte Karl Koepping aus Berlin ließ seine verfeinerten Kostbarkeiten von den "Heimwerkern" aus Lauscha und Umgebung anfertigen.
Die DDR hat die Fertigkeiten in den Fachschulen fortgeschrieben, noch heute gibt es in Ostdeutschland viele wichtige Fachleute dieser Art. Ihr Handwerk besteht darin, Glasröhren vor der Lampe trichterförmig aufzublasen, mit farblich abgesetzten Dingen zu verschweißen, zu drehen und jene dynamischen Verzerrungen einzuführen, die an die Kunst früherer Jahrhunderte erinnern.
In Westdeutschland verfeinerte der Thüringer Kurt Wallstab die Kunst der Lampenbläser. Er arbeitete für die Bundespost, bis er privatisierte und den Kunden durch seine raffinierten Techniken die Augen verdrehte.