Harte Kost im Düsseldorf-Krimi

Die erste Folge von „Jürgensplatz“ überzeugt mit einem spannenden Fall.

Düsseldorf. Der Düsseldorfer Harald Holzenleiter hat sich mit seinem Serien-Projekt "Jürgensplatz" einiges vorgenommen: ein Krimiformat, bei dem trotz der Länge von 45 Minuten nicht nur die Ermittlungsarbeit, sondern auch die Charaktere und das Verbrechen im Vordergrund stehen sollen. "In einem 45-Minuten-Format erweist sich das als durchaus schwierig", kündigte Holzenleiter vorab an. Davon muss der Düsseldorfer nun die Fernsehsender überzeugen, denn "Jürgensplatz" ist noch nicht verkauft. Bei der Premiere am Sonntag in der Black Box hätten aber zwei Fernsehsender ihr Interesse angekündigt, verriet Holzenleiter.

Holzenleiters Ankündigung konnte die erste Folge "Habsucht" noch nicht ganz erfüllen. Ihm ist es noch nicht geglückt, allen Charakteren genügend Platz zu geben, räumte Holzenleiter selbst ein. "In den weiteren Folgen soll der Fokus stärker auf den anderen Protagonisten liegen." Der einzige Charakter, über den man in der ersten Folge mehr erfährt, ist die Hauptfigur Anne Wenger (Julia Bremermann). Da die Serie aber auf ihrer schicksalhaften Vergangenheit aufbaut, ist es konsequent, in den ersten 45 Minuten der Serie ihre Geschichte zu erzählen.

So beginnt die Pilotfolge in ihrer Vergangenheit: Anne Wenger steht am Fenster eines Fachwerkhauses und muss zusehen, wie ihr Mann und ihre siebenjährige Tochter durch eine Autobombe sterben. Der Anschlag galt eigentlich ihr: Zu nah war die Berliner Hauptkommissarin an die Wahrheit in einem Mordfall herangekommen. Schweißgebadet wacht Anne Wenger im Jetzt auf. Sie hat ihren Job bei der Berliner Polizei gekündigt und ist zurück nach Düsseldorf gezogen, wo ihr Vater Werner Lorenz (Jochen Busse) Polizeidirektor ist. Sie nimmt Tabletten, hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Erst als sie erfährt, dass die Sonderkommission, die den Tod ihrer Familie aufklären soll, aufgelöst wird, fängt sie wieder an als Polizistin zu arbeiten: im Düsseldorfer Polizeipräsidium am Jürgensplatz. "Es ist ihre einzige Chance, die Schuldigen zu finden", sagt Wenger-Darstellerin Julia Bremermann.

Im ersten Fall geht es um Menschenhandel. Ein tschechischer Arzt entführt schwangere Frauen, hält sie bis zur Entbindung versteckt. Die Kinder verkauft er an reiche Familien, zum Beispiel an das Ehepaar Van den Bergh aus Düsseldorf. Anne Wenger und ihre Kollegen Alexander Bauer (Navid Akhavan) und Katharina Bartels (Henriette Müller) nehmen die Ermittlungen auf.

"Jürgensplatz" ist nichts für zartbesaitete Gemüter. Den tschechischen Frauen, denen das Blut kurz nach der Geburt bis zu den Knien hinunterläuft, oder das gut hörbare Knacken, als einer Person der Kopf umgedreht wird, lassen keinen Spielraum für Phantasie. "Ich will diese Härte beibehalten. Eine Serie mit dieser Härte ist eine Nische", sagt Holzenleiter. "Außerdem beruht die Serie teilweise auf Tatsachen und ein Mord ist nun mal hart." Schnelle Schnitte fabrizieren zusätzliche Spannung.

Sollte es die Serie nicht ins Fernsehen schaffen, will Holzleiter die erste Folge auf DVD herausbringen, um mit den Einnahmen die Produktionskosten zu decken. Für Lokalpatrioten lohnt es sich, die Serie anzusehen. Denn sie wurde an Originalschauplätzen in Düsseldorf gedreht: An der Königsallee streitet sich der tschechische Arzt mit seiner Düsseldorfer Kollegin, am Taxistand hinterm Hauptbahnhof wird Wenger von ihrem Kollegen abgeholt und am Hofgarten nehmen die Ermittler einen Verdächtigen fest. Die Hauptrolle spielt aber natürlich das Polizeipräsidium am Jürgensplatz. Die Dreharbeiten fanden im engen Kontakt mit der Düsseldorfer Polizei statt. Hauptkommissar Klaus Döneke hat das Filmteam begleitet und beraten. Und der aufmerksame Beobachter kann sogar den ein oder anderen Düsseldorfer Polizisten entdecken. Zum Beispiel Hauptkommissar Wolfgang Lorenz, der ein Polizeiauto steuert. Als Fachmann ist er mit dem Ergebnis zufrieden. "Es ist eine gut gemachte Krimiserie, die die Arbeit der Polizei positiv darstellt."