Künstliche Intelligenz Gibt es Künstliche Intelligenz?
Düsseldorf · Im Haus der Universität startet eine Vortragsreihe über smarte Maschinen in der Medizin oder bei der Polizei.
Im digitalen Zeitalter ist die Künstliche Intelligenz (KI) auf dem Vormarsch: Smarte Navigationssysteme, digitale Assistenten wie Siri oder Alexa oder intelligente Fabrikanlagen gehören zum Alltag. KI-Befürworter, meinen, dass die intelligenten Maschinen unser Leben erleichtern würden. Skeptiker befürchten, dass sich Demokratien in „Datendiktaturen“ verwandeln. Das Thema ist komplex und mitunter verwirrend. Die Philosophie-Professorin Susanne Hahn von der Heine-Universität will nun mehr Klarheit in die KI-Debatte bringen. Sie hat die Vortragsreihe „Künstliche Intelligenz – Chancen, Risiken, Herausforderungen“ initiiert. Sechs Wissenschafter aus verschiedenen Disziplinen werden vom 8. Januar bis zum 24. März im Haus der Universität über lernende Roboter, KI in der Polizei oder in der Medizin referieren.
Bürger sollen sich ein eigenes Urteil zur KI bilden
Hahn verfolgt mit der Veranstaltungsreihe eine „idealistische Idee“: „Ich gehe immer noch davon aus, dass ein liberal-demokratisches Gemeinwesen sich wesentlich auf politische Selbstbestimmung stützt. Die Vorträge sollen den Bürgern helfen, sich ein eigenes Urteil zur KI zu bilden.“
Im ersten Vortrag am 8. Januar fragt sich der Philosoph Vincent Müller von der TU Eindhoven, ob es wirklich künstliche Intelligenz gibt. Er wird unterschiedliche Auffassungen von KI vorstellen, um Ordnung in den vorherrschenden Begriffswirrwarr zu bringen. Es gibt zum Beispiel schwache und starke KI. Schwache KI-Systeme erfüllen klar festgelegte Aufgaben und existieren heute bereits in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens, etwa in der Text-, Bild-, Spracherkennung, bei automatisierten Übersetzungen oder Navigationssystemen. Starke KI-Systeme verfügen über die gleichen intellektuellen Fähigkeiten wie der Mensch oder übetreffen sie sogar. Bisher ist es Forschern noch nicht gelungen, eine solche Superintelligenz zu erfinden. Sie sind sich aber darin einig, dass es geschehen wird. In 20 bis 40 Jahren könnte es soweit sein.
Ob lernende Roboter Science oder Fiction sind, fragt sich am 30. Januar Roboter-Forscher Jochen Steil von der TU Braunschweig. Im Mittelpunkt steht das sogenannte maschinelle Lernen: Eine Technologie lehrt Computer, Aufgaben auszuführen, indem sie aus Daten lernen. Dazu zählen etwa personalisierte Empfehlungen von Produkten im Netz, die Gesichtserkennung bei Facebook oder die Vorschläge für die schnellste Route bei Google Maps.
Um „Chancen und Risiken automatisierter Mustererkennung und darauf basierender Anwendungen“ dreht sich am 17. Februar der Vortrag von Florian Stoffel. Der Computerwissenschaftler vom Konstanzer Datenunternehmen „Polianalytics“ erklärt, wie maschinelle Mustererkennung funktioniert, also die Fähigkeit, in Datenmengen Regelmäßigkeiten, Wiederholungen, Ähnlichkeiten oder Gesetzmäßigkeiten zu identifizieren.
Polizeiwissenschaftler Felix Bode von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen führt am 27. Februar in die Welt des „Predictive Policing“, der vorausschauenden Polizeiarbeit. Bode war auch Teilprojektleiter von Skala, dem „System zur Kriminalitätsauswertung und Lageantizipation“, welches das Landeskriminalamt NRW drei Jahre lang durchführte und weiterhin einsetzt. Skala erstellt wöchentliche Prognosen für Einbrüche, wodurch Prävention und Personaleinsätze besser gesteuert werden können.
Susanne Hahn erörtert am 4. März, wie die Praxis der Verantwortungszuschreibung in der medizinischen Diagnostik durch die KI herausgefordert wird, das heißt: „Wenn etwa die maschinelle Mustererkennung einen Patienten als krank einstuft, er es aber gar nicht ist und dadurch Schaden erleidet, wer ist dann schuld? Der Algorithmus? Falls ja, wie funktioniert dann die Strafgesetzgebung?“
Den Abschluss-Vortrag hält Ulrike Attenberger vom Universitätsklinikum Bonn am 24. März. Sie beschäftigt sich mit Chancen und Risiken der KI in der bildgebenden Diagnostik von Krankheiten, zum Beispiel Röntgen- oder MRT-Aufnahmen von menschlichen Organen, in denen krankheitsbedingte Veränderungen festgestellt werden können. Der Vorteil: Je früher Krankheiten entdeckt werden, desto eher kann man sie behandeln. Der Nachteil: Die maschinelle Musterkennung liefert häufig zu viele positive und falsche Ergebnisse.
Die Vortragsreihe findet immer um 19 Uhr im Haus der Universtität statt. Adresse: Schadowplatz 14.