„Heinz Erhardt würde ich ’nen Kaffee ausgeben“

Willy Astor tritt mit seinem Programm „Reimgold“ gegen die EM an.

Düsseldorf. Willy Astor kann aufatmen. Seinen Auftritt heute in Weimar kann er ohne Blick auf einen Monitor gestalten - hat die deutsche Nationalmannschaft als Gruppen-Zweiter doch schon gestern ihr Viertelfinale gespielt. Am Sonntag steht er mit seinem aktuellen Programm "Reimgold" auf der Bühne des Savoy Theaters.

Herr Astor, eine Tour während der EM - ist das nicht ein Eigentor?
Astor: Also, ich rechne nicht damit, dass die Menschen alles stehen und liegen lassen, nur weil 22 Männer über den Platz laufen. Und schließlich muss die Butter auf’s Brot!

Wann haben Sie bemerkt, dass Sie ein großes Talent besitzen?
Astor: In der Schule. Da habe ich, wie viele meiner Zunft, oft den Entertainer gegeben - und auch viel Schelte dafür bekommen.

Und dann war der Weg auf die Bühne klar?
Astor: Nee! Die Gitarre war zwar meine erste große Liebe, aber ich kam von der Hauptschule und habe erst mal eine Lehre als Werkzeugmacher gemacht. Aber nach ersten Auftritten wusste ich, dass ich meine Berufung gefunden hatte.

Manchmal allerdings vor nur vier Zuschauern.
Astor: Klar, das ist deprimierend. Auch Leute wie Harald Schmidt erzählen, dass die anfangs unermüdlich herumgetingelt sind und das heute zu schätzen wissen. Man macht weiter, hofft, dass es besser wird. Und das wurde es.

Mittlerweile stehen Sie seit mehr als 20 Jahren auf der Bühne, zunehmend auch außerhalb Bayerns. Wie vermeiden Sie Wiederholungen?
Astor: Das ist die große Kunst, sich weiterzuentwickeln, ohne sich zu kopieren. Wer will schon eine Epigone seiner selbst sein? Die Versuchung ist manchmal da, aber sie trifft zum Glück auf meine Lust zu experimentieren. Und die deutsche Sprache ist mein Auftraggeber und birgt einen unglaublichen Fundus an Möglichkeiten.

Man wundert sich, dass es so viele Fans der deutschen Sprache gibt, dass Sie davon leben können.
Astor: Meine Programme sind so was wie eine Familienattraktion. Zwischen acht und 80 Jahren können offenbar alle etwas damit anfangen und haben Spaß, sich auf dieser Spielwiese zu tummeln - das ist wirklich schön! Grinsen musste ich, dass es jetzt ein Text von mir in ein Schulbuch für Deutsch geschafft hat - das hätte ich mir nie träumen lassen!

Wenn man über Sie spricht, fallen oft die Namen Karl Valentin oder Heinz Erhardt. Sehen Sie sich in dieser Tradition?
Astor: Ich mag beide sehr. Ich fand Heinz Erhardt immer toll und wollte auch so mit Worten spielen. Wenn er heute leben würde, würde ich ihm vielleicht mal einen Kaffee ausgeben.

Ihr Programm heißt "Reimgold" und lehnt sich an große Sagen und die Wagner-Oper an.
Astor: Ich bin - das ist kein Scherz - in der Richard-Wagner-Straße geboren. Naja, mir gefiel erstens mal das Wortspiel sehr gut - von "Rheingold" zu "Reimgold". Und nachdem das "Rheingold" aus dem Nibelungenring auch von Richard Wagner stammt gab es da also durchaus, i sag’ amoal, ein paar amüsante Analogien.

Wie fühlt man sich als Bayer in NRW?
Astor: Ich bin ein demütiger Gast, wenn ich die bayerische Grenze verlasse. Und mittlerweile besuchen auch Nicht-Bayern meine Programme. Es hat gedauert, aber inzwischen habe ich sogar die Düsseldorfer geknackt.