Theater mit Gleisanschluss

Das alte Abfertigungsgebäude der Post wird zum Produktionszentrum des Schauspielhauses. Gestern wurden die Schlüssel übergeben.

Düsseldorf. Nun ist sie da, die erste positive Nachricht zur Paketpost: Am Montag wurden die Schlüssel für das neue Produktionszentrum des Schauspielhauses neben dem Hauptbahnhof übergeben. Mit dem Probenbeginn zur kommenden Spielzeit am 11.August besitzt das Theater unter Generalintendantin Amélie Niermeyer gleichsam zwei Theater, das neue zum Probieren und das alte am Gründgens-Platz für die Aufführungen. Außerdem kommt eine Studiobühne hinzu, die sich Oper und Schauspiel für experimentelle Stücke teilen werden.

Die Spitzen der Verwaltung mit dem ersten Bürgermeister, dem Planungs- und dem Kulturdezernenten eilten herbei, um dem Düsseldorfer Schauspielhaus das einmalige Präsent für 23 Millionen Euro zu Füßen zu legen. Doch Amélie Niermeyer verpasste den Anschlusszug aus Basel und tauchte erst zum Fototermin auf.

So führten zwei Fachleute durch die hohen, neuen Räume, die das Konzept mit allen Probebühnen ausgeheckt hatten: Thoms Meissner, der ideenreiche Technische Direktor, und Manfred Weber, der als kaufmännischer Geschäftsführer den jährlichen Etat von immerhin 19,7 Millionen Euro zusammenhalten muss. Beiden war das Hin und Her zwischen verschiedenen Provisorien zu teuer.

Um den neuen Standort hinter den alten Post-Fassade wird das Schauspielhaus schon jetzt von anderen deutschen Theatern beneidet. Denn auf einen Schlag besitzt Niermeyer Probebühnen, die nicht nur die Originalgröße des Großen und des Kleinen Hauses haben, sondern die mit allen technischen und lichttechnischen Attraktionen wie Drehscheibe, Schnürboden (für den das Dach der Paketpost aufgebrochen wurde), Prospektzügen und Arbeitsgalerien ausgestattet sind. Das sei ein "guter Standard, der der Landeshauptstadt angemessen ist", meinte Baudezernent Gregor Bonin.

Überall riecht es nach Leinöl, damit der kostbare amerikanische Pinienholzboden nicht zerkratzt wird. Was wie ein Swimmingpool für gestresste Schauspieler ausschaut, ist der ehemalige, tiefliegende Standort der Gleise, auf denen die Pakete der Post angeliefert wurden.

Am Dienstag ist dort die Vorbühne. Dahinter wird ein Abstand von acht Sitzreihen freigehalten. "Wir brauchen das Eins-zu-Eins-Sichtfeld für die Schauspieler", erklärt Meissner die Raumverschwendung. "Nur dann können wir von 10 bis 23 Uhr proben."

Geschäftsführer Weber hat schon große Zukunftshoffnungen. Wenn es nach ihm geht, gewinnt das Schauspiel mit der Paketpost nicht nur eine "künstlerische Konzentration", sondern wird auch ein "theatralisches Innovationszentrum", mit der neuen "Studiobühne Central" als Experimentierbühne. Hier sollen junge Zuschauer den Spielern von allen Sitzplätzen hautnah begegnen können. Oper und Schauspiel wollen in edlem Wettstreit zeigen, was sie können.

Bis Ende 2009 kommen in zwei weiteren Bauabschnitten die Werkstätten, der zehn Meter hohe Montage-Saal für die Bühnenbilder, zwei Lastenaufzüge, Lager etc. hinzu. Dann belegt das Theater ein Drittel der Paketpost.