Interview mit Rita McBride: „Es führen viele Wege zur Kunst“

Rita McBride, neue Rektorin der Kunstakademie, über ihre Arbeit und ihre Klasse.

Düsseldorf. Rita McBride (53) ist eine international gefragte Künstlerin, in Europa wie in Amerika. Dennoch ist sie sesshaft in Oberkassel, geht über die Brücke in die Kunstakademie und liebt ihre Klasse. Die junge Generation schätzt sie schon jetzt, denn sie kommt nicht alle paar Monate einmal eingeflogen, sondern sie ist da. Sie hilft, sie arbeitet mit den jungen Leuten. Sie bringt einen neuen Stil ins Haus. Sie ist keine Primadonna, schwärmt auch nicht wie Markus Lüpertz vom Genie. Im ersten Interview, das sie nach ihrer Wahl als Rektorin der Kunstakademie gibt, wird die Menschlichkeit dieser Frau deutlich.

Was bringen Sie ihrer Klasse bei?

McBride: Einen internationalen Blick.

Sprechen Ihre Studenten bei Ihnen Englisch, damit sie nach ihrem Studium eine Chance in der Welt haben?

McBride: Ja. Es geht darum, die Zusammenhänge in der Welt besser zu verstehen.

Wie kann man den Horizont dieser anfangs doch recht ahnungslosen Jugend erweitern?

McBride: Die Studenten lernen, verschiedene Wege zu denken und zu sehen. Es gibt nicht nur einen Weg zur Kunst. Wir waren gerade in Los Angeles für zwei Wochen, auf Einladung der Stadtsparkasse und des Kunstvereins. Ich spielte den Guide. Es gibt in LA eine Menge Ausstellungen in den Museen und viele Skulpturen im öffentlichen Raum. Wir besichtigten auch den tonnenschweren Granitbrocken des Land-Art-Künstlers Michael Heizer und machten eine Fotoserie.

Machen Sie Kolloquien?

McBride: Ja, natürlich. Jede Woche, sofern ich in Deutschland bin. Ich habe 15 Studenten, und ich liebe sie.

Denken Sie als Rektorin daran, nicht nur in München oder New York, sondern auch hier Plätze zu verändern?

McBride: Es ist sehr kompliziert, etwas zu verwirklichen, weil die öffentlichen Räume der Allgemeinheit gehören. Dennoch ist die Arbeit interessant. Wenn man mich fragen würde, könnte ich mir eine Mitarbeit gut vorstellen. Ich habe ja schon mit Künstlern im Malkastenpark und in Neuss in Gärten gearbeitet.

Welche Konditionen müsste man eingehen, wenn Sie hier einen Platz gestalten würden?

McBride: Ich komme nicht mit einem fertigen Konzept an. Das Gespräch mit denen, die den Platz wollen, ist sehr wichtig.

Am Anfang Ihrer Karriere bauten Sie eine Arena. Gibt es die Plätze, wo man miteinander redet?

McBride: Ja, aber davon müsste es mehr geben. Die Kommunikation unter den Menschen steht doch an erster Stelle.

Bauen Sie Provisorien oder feste Installationen?

McBride: Beides ist möglich. Aber man muss einen langen Atem haben. In München hatte ich einen Wettbewerb gewonnen, aber es dauerte zehn Jahre, bis man dort wusste, was ein Monument ist. Ich würde mich auch hier gern an einem Wettbewerb zu einer Platzgestaltung beteiligen.

Was haben Sie aus den zähen Verhandlungen in München gelernt?

McBride: Man darf nie Nein sagen. Man muss sich auf das Gespräch einlassen, denn die Kultur hat viele Formen. Der Benutzer meiner Kunst spielt eine große Rolle.

Und Ihre Projekte?

McBride: Ich habe zwei große Projekte in New York City, in einer Public School und in einer New School for Social Visions, einer Universität. Und ich arbeite gerade an einer Ausstellung.