James Taylor: „Wir Songwriter sind hartnäckig“

Am 4. März kommt James Taylor nach Düsseldorf. Der WZ erzählte er, warum er noch lange nicht ans Aufhören denkt.

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Düsseldorf. James Taylor gehört zu den wichtigsten und erfolgreichsten Singer-Songwritern der USA. Vor seinem Gastspiel am 4. März in Düsseldorf sprach er mit uns über die Kunst des Komponierens und rechnete aus, wie viele Konzerte er in seinem Leben schon gab.

WZ: Herr Taylor, Sie haben Grammy-Awards gewonnen. Sie wurden in die Hall Of Fame der Songwriter und des Rock’n Roll aufgenommen. Sie spielten vor Barack Obama. Jetzt sind Sie 66. Was treibt Sie an?

Taylor: Ganz einfach: Ich wüsste nicht, was ich sonst machen sollte. Ich kann nichts anderes, als Musik machen.

Der kürzlich verstorbene, hierzulande sehr populäre Musiker Udo Jürgens sang „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“…

Taylor: Ha! Das ist gut! Denn so ist es ja auch: Ich fühle mich toll. Und das ermöglicht es mir, immer weiter unterwegs zu sein. Solange, bis ich mal nicht mehr kann.

Wissen Sie, wie viele Konzerte Sie im Laufe Ihres bisherigen Lebens gegeben haben?

Taylor: Puh, eine gute Frage! Lassen Sie mich nachrechnen: Ich habe seit 1969 etwa 35 Konzerte im Jahr gegeben. Das wären 1575 Konzerte bis heute. Ordentlich aufgerundet macht das 1700 Konzerte. Ach was: Sagen wir 2000. Eine gute Zahl, oder?

Absolut. Aber Ihr letztes Studioalbum „October Road“ liegt 13 Jahre zurück. Das ist eine lange Zeit.

Taylor: Ja. Aber ich habe seitdem zwei Cover-Alben, ein Album mit Weihnachtsliedern sowie eine Live-Platte veröffentlicht. Das kostete auch Zeit. Und: Ich habe konzentriert an neuen Songs geschrieben. Und die kommen auf ein Album, das ich bald veröffentliche. Dann ist die Wartezeit also vorbei — und ich bin ganz schön aufgeregt.

Sie haben in den 70ern häufig über sehr persönliche Dinge wie Ihre Drogensucht gesungen. Über was singen Sie heute?

Taylor: Nicht mehr über Drogensucht. Aber über alles andere: Liebe, Unterwegssein, spirituelle Dinge, Heimweh, Gesellschaftliches, Politisches. Da kommt einiges zusammen.

Die Singer-Songwriter-Musik versank zwischenzeitlich in der Versenkung. Seit ein paar Jahren aber gibt es immer mehr junge Künstler, die dieses Genre bedienen und erfolgreich sind. Warum?

Taylor: Weil es dieses Genre trotzdem immer gab. Wir Singer-Songwriter sind hartnäckig. Wir machen keinen Pop und keine opulente Musik für Show-Zwecke. Unsere Musik ist die Musik des Einzelnen mit seinem Instrument. Dieser Einzelne singt mehr als andere über Persönliches. Er ist keinen Zwängen unterworfen. Und genau diese Freiheit setzt sich am Ende immer durch.

Sie sagen von sich, Sie würden Songs jederzeit und überall schreiben. Verraten Sie doch bitte: Was war die kurioseste Situation, in der Sie je ein Lied komponierten?

Taylor: Das war 1979. Da schrieb ich „Millworker“. Damals schreckte ich um drei Uhr nachts plötzlich aus dem Schlaf hoch — und hatte den Song komplett im Kopf. Mit Text und Musik. Ich bin dann ins Arbeitszimmer gerannt, griff mir einen Stift und ein Blatt Papier, schrieb alles auf — und legte mich wieder hin. Am nächsten Morgen bin ich dann wieder aus dem Bett raus, um zu schauen, ob ich das alles geträumt hatte. Hatte ich aber nicht: Der Zettel mit dem Song lag noch da.