Nach Akademierundgang: Wohin mit der Kunst der Studenten?
Der Rundgang ist beendet. Jetzt beginnt ein neues Semester. Die alten Bilder wollen verstaut werden. Depots werden gesucht.
Düsseldorf. 630 Studenten hat die Kunstakademie, viel zu viele für das althergebrachte Haus. Die angehenden Maler malen um die Wette, die Bildhauer konstruieren in Gips, Holz und Metall. Doch wenn der Rundgang vorbei ist, wissen die angehenden Künstler in der Regel nicht, wohin damit. Die Klasse Anzinger, mit 61 Eleven die stärkste am Eiskellerberg, erhielt während des Rundgangs den Raum 111 für die Lagerung all der Rahmen, Pinsel, Farben und Bilder, die keinen Platz an den Wänden hatten. Am Montag wurde ausgeräumt.
Dennoch ist die Frage ungeklärt, wo man in der teuren Innenstadt ein Lager finden kann. Joachim Auth, Tutor der Anzinger-Klasse, lässt die Bilder auf dem Flur aufstellen, wohl wissen, dass dies nicht erlaubt ist. Er habe mit dem Hausdienst gesprochen. Auth erklärt: „Wir wollen ein Regalsystem über dem Flur einrichten. Wichtig ist ja vor allem, dass die Fluchtwege frei sind und kein brennbares Material dicht an dicht gestellt wird.“
Die äußerst produktive Anzinger-Klasse malt um die Wette. Jeder der 61 Studenten erzeugt im Durchschnitt ein Bild pro Monat. 732 Gemälde entstehen auf diese Weise im Jahr. Auth hat mit einem Freund wenigstens für zwei Wochen die leerstehenden Räume der ehemaligen Galerie Gmyrek gemietet, hoffend, dass er dort etwas verkaufen kann. „Jedes verkaufte Bild entlastet uns von den Lagerproblemen“, sagt er.
Alexander Föllenz aus der Gursky-Klasse wählt ein anderes Prinzip. Er baute mit dem Kollegen Jens Kothe eine Espresso-Bar aus Transportkisten und alten Rahmen vom Müll. Föllenz: „Teile stammen auch aus meinen älteren Arbeiten. Die Lamellen habe ich schon vor zwei Jahren gebraucht.“ Ist der Rundgang vorbei, werden die Materialien wieder verwertet oder zu Müll.
Der AStA ist seit dem Vorfall im letzten Jahr, wo 60 Bilder vom Flur von den Hausmeistern entsorgt wurden, auf der Suche nach einem Depot. Noch ist allerdings nichts gefunden. Inzwischen wurde auch Bernd Laube aktiv. Der rührige Sachgebietsleiter für die Liegenschaften hat Kontakt zum BLB, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes, aufgenommen. Im Zusammenhang mit der Elektrosanierung im Haus müssen jeweils ganze Klassentrakte ausquartiert werden. Die Betroffenen erhalten Gratis-Flächen im alten Finanzamt Nord an der Rossstraße. Das gesamte Erdgeschoss steht den Studenten kostenlos zur Verfügung, auch als Lager. Das gilt aber nur bis Ende 2016.
Laube versteht das Dilemma mit der Kunst. Die Studentenbuden seien oft so klein, dass sich dort nichts unterbringen lässt. Das Problem mit dem Stauraum gilt allerdings nicht nur für die jungen, sondern auch die älteren Künstler. Die pensionierte Rektorin Irmin Kamp hatte keine Lust mehr, monatlich für ihre Skulpturen Miete zu zahlen. So verschenkte sie sie an eine Stiftung nach Moers, wo man die Arbeiten sanierte und ausstellt.
Der angehende Bildhauer Thomas Demand hatte eine praktischere Idee. Er baut seit seinem Studium Skulpturen aus Papier und Pappe, fotografiert sie und schmeißt die Modelle anschließend weg. Er wurde einer der ganz großen Fotokünstler Deutschlands.