Konzert: Der Punk rockt noch – trotz Bierbauch und Haarausfall
Im Zakk haben fünf Bands aus der Hochphase des Punk und Hardcore gezeigt, dass sie es noch immer können.
Düsseldorf. Punk ist nicht tot. Er ist gealtert, er hat einen Bierbauch bekommen, und die Haare sind hier und da etwas schütter. Punk kennt keine Götter, weiß aber immer, wo die nächste Party ist - wie die rund 400 Gäste, die zum Summer-Madness-Festival ins Zakk gekommen sind.
Auf der Bühne stehen bis in die späte Nacht Bands aus den USA und Kanada, die in den 70er und 80er Jahren die Genres Punk und Hardcore maßgeblich mit geprägt haben: Adolescents, TheDickies, D.O.A., SNFU und Channel3 sowie Brat Pack als Anheizer.
Etliche der Fans sind von weit her angereist, um diese Bands zu sehen. Spätestens als der vom Rauschgift-Konsum gezeichnete SNFU-Sänger Mr. Chi Pig auf die Bühne taumelt und beweist, dass zumindest seine Stimme noch funktioniert, rasten sie aus.
Auf den glatten Stahlplatten vor der Bühne tanzen, rutschen und rempeln gestandene Männer, als wären sie grade 16. Sie schießen Erinnerungsfotos mit Mr. Chi Pig, der zwar wie sie erst Mitte 40 ist, aber bereits aussieht wie ein Greis.
Ein Mann mit kahl geschorenem Schädel und dem Schriftzug "Jim Bob" auf dem T-Shirt eröffnet eine fast in Vergessenheit geratene Konzert-Sportart: Er klettert auf die Bühne, macht ein paar Tanzschritte, nimmt Anlauf und springt ins Publikum, das ihn mehr oder minder sanft absetzt. Das nennt sich Stage-Diving.
Als D.O.A., dessen Frontmann Joey "Shithead" Keithley seit 1978 im Dienst des Punkrock ist, eine Fünf-Minuten-Version des 15-Minuten-Songs "Full Metal Jackoff" spielen, springen noch mehr Fans ins Publikum.
The Dickies zeigen ihre schräge Show, inklusive einer überschnellen Coverversion des Black-Sabbath-Klassikers "Paranoid" und dem Auftritt einer aufblasbaren Sexpuppe, die ein Fan dem Sänger Leonard Graves Phillips aus der Hand reist und im Publikum verschwindet.
Ganz ohne Requisiten kommen Tony Reflex und seine Band Adolescents aus. Die Kalifornier spielen melodischen Hardcore und lassen das Publikum sich verausgaben bis zur Bettreife um kurz nach Mitternacht. Punk ist nicht tot, braucht aber mehr Schlaf als früher.