Kunststreit: Wie die Stadt mit Sammlern umgeht

Düsseldorf hat im Umgang mit Künstlern und Mäzenen oftmals Probleme.

Düsseldorf. Julia Stoschek (34), Unternehmerin, Kunstsammlerin und Mäzenin, unterhält in der Schanzenstraße54 ein Privatmuseum, in das sie rund 15 Millionen Euro gesteckt haben dürfte. Allein die Sanierung der denkmalgeschützten Immobilie im noblen Oberkassel kostete acht Millionen Euro.

Damit die ehemalige Rahmenfabrik Conzen von 1907 nicht zugebaut wird, kaufte sie die Nummer 52 hinzu und riss Schuppen ab, um das Denkmal freizulegen.

Nun bekommt sie, sofern der Bebauungs-Plan für den Belsenpark hinter dem Belsenplatz Wirklichkeit wird, ein siebenstöckiges Bürogebäude am Greifweg vor die Nase gesetzt. Ist das taktisch klug? Eine Analyse.

Die Julia Stoschek-Foundation hat 405 Werke, Tendenz steigend. Darunter befinden sich neben 300 Video-Arbeiten auch Installationen, Fotos, Gemälde und Skulpturen. Sieben Mitarbeiter betreuen die Schätze, den Technikpark und die Ausstellungen.

Julia Stoschek kümmert sich um Besucher, sitzt in Jurys und ist ein Glück für Düsseldorf. Aber sie muss kämpfen, unbequem sein, wenn sie ihr Museum retten will. So klagte sie gegen den Bebauungsplan, wollte dem Investor Vivico das gegenüberliegende Gelände für eine erweiterte Ausstellungsfläche abkaufen und rief Freunde und Nachbarn auf, gegen die massive Bebauung im Belsenpark Bedenken anzumelden.

Eine Flut von Einsprüchen muss nun bearbeitet werden. Sie drohte mit dem Abzug der Sammlung und erhielt von ihrem ehemaligen Grundstücksbesitzer, dem Kulturausschuss-Vorsitzenden Friedrich Conzen, sowie von Oberbürgermeister Dirk Elbers, Besuch.

Den Herren sagte sie wie nebenbei, nach ihrem Ableben könnte das Haus an die Stadt gehen, aber das hänge von dem Bebauungsplan ab.

Was wäre gewesen, wenn Karl-Heinrich Müller so aufgetreten wäre, als er im Nordpark seine Privat-Sammlung unterbringen wollte? Nicht auszudenken.

Die Museum Insel Hombroich hätte Düsseldorf zum Zentrum der Avantgarde gemacht. Müller entschied sich für den Kreis Neuss und schuf ein kunstvolles Paradies im Grünen.

Julia Stoschek kämpft mit offenen Briefen. Auch wenn sie Klagen verliert, gibt sie nicht auf. Ihr Kunstangebot wird daraufhin endlich zur Kenntnis genommen. Selbst Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) versprach ihr, wie er der WZ erklärte, sich die Pläne anzuschauen und mit dem Eigentümer Vivico zu sprechen. Eingeweihte fragen sich allerdings, warum das nicht eher geschehen ist.

Viel guter Wille sei da gefragt, sind sich plötzlich die Parteien sicher. Norbert Czerwinski von den Grünen frohlockt, nun müssten die Pläne geändert werden. Walburga Benninghaus (SPD) erinnert sich der guten, alten Zeiten am Greifweg, als Joseph Beuys, Blinky Palermo und Katharina Sieverding dort lebten. Nur die FDP übt sich in Zurückhaltung. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) wirft Julia Stoschek vor, dass sie geklagt hat.

Ein Gutes hat der Streit um die Pläne für den Belsenpark: Es wird endlich diskutiert. Die Zeiten sind vorbei, wo man den Malerei-Professor Gerhard Richter Anfang der 1980er Jahre in der städtischen Halle an der Brunnenstraße kündigte und vor die Tür setzte. Er ging 1983 nach Köln und wurde dort die Nummer Eins des Kunstmarkts.

Es gibt auch ein gutes Beispiel, im Atelierhaus Hansaallee. Als die Stadtwerke, damals eine Stadt-Tochter, ihre Kraftwerkzentrale verkaufen wollte, fungierte die WZ als Vermittlerin. Andreas Gursky, Thomas Ruff und Axel Hütte erhielten den Zuschlag. Heute sind sie Weltstars.