Konzert: Jeder Satz ein Höhepunkt

Das Gewandhausorchesterunter Riccardo Chailly begeisterte mit Schumann.

Düsseldorf. Welch ein Orchester! Satter, dunkler Klang, feine Flexibilität, virtuose Streicher und präzis parierende Bläser - das Leipziger Gewandhausorchester präsentiert sich am Sonntagabend beim Konzert der Freunde und Förderer der Tonhalle in prächtiger Verfassung.

Unter Leitung des Chefdirigenten Riccardo Chailly spielt das Orchester ein reines Schumann-Programm. Doch eintönig wirkt diese musikalische Monokultur keineswegs. Denn Chailly entlockt mit einem sehr facettenreichen Dirigat jedem Moment sein musikalisches Geheimnis.

Nichts wirkt nebensächlich, jeder Satz besitzt die Spannung eines Höhepunkts. So lässt zum Beispiel bereits der Anfang der "Frühlingssinfonie" B-dur aufhorchen: Die einleitende Bläserfanfare und das darauf zuerst hymnisch antwortende, dann dramatisch aufbrausende Orchester-Tutti bekommen durch die kräftig akzentuierende Spielweise gleich großes Gewicht - ein vielversprechender Beginn.

Und Chailly und die Leipziger lassen nicht nach. Das auf den Kopfsatz folgende Larghetto gerät unter ihrem Spiel fast zu einem innigen Gebet voller geistiger und seelischer Gegenwart.

Auch in der so häufig gespielten dritten, der Rheinischen Sinfonie lassen die Leipziger nicht die Spur von Routine aufkommen. Gewiss haben sie das Werk auf Tourneen immer wieder aufführen müssen, und dennoch wandelt man hier auf keinen ausgetretenen Pfaden. Die Musik scheint neu zu entstehen und wirkt damit weniger wie die Wiederholung von Bekanntem, als vielmehr wie ein einzigartiges Nacherleben dessen, was Schumann einst an Gefühl seinem Werk anvertraute.

Der Gewandhauskapellmeister wählte für das Konzert (und auch bereits für seine vor einigen Jahren erschienene Gesamteinspielung) nicht Schumanns Originalfassung der Symphonien, sondern eine von Gustav Mahler leicht überarbeitete Ausgabe. Die Retuschen sind aber so geringfügig, dass die ursprüngliche Klangwirkung nahezu unberührt bleibt. Der kurzzeitige Einsatz gestopfter Trompeten gehört noch zu den auffälligsten Maßnahmen, durch die Mahlers Revision hörbar wird. Wirkungsvoller als die Wahl der Fassung war nun ohnehin die exzellente Spielkultur des Orchesters und Chaillys zauberhafte Stabführung.