Kunsthalle: Revolutionäre Geister in der Kunst
Gastspiel der polnischen Avantgarde als Entdeckungsreise.
Düsseldorf. Die Kunsthalle Düsseldorf und das Warschauer Museum für Moderne Kunst zeigen zu den deutsch-polnischen Kulturwochen ein paralleles Ausstellungsprojekt. Dabei geht es um den revolutionären Geist in Warschau und Düsseldorf in den 60er und 70er Jahren, und das sah ungefähr so aus: Joseph Beuys erklärte in Düsseldorf jedermann zum Künstler, und Oskar Hansen erlaubte in Warschau jedem Betrachter, ins Kunstwerk einzugreifen. Beide wollten die Kunst von ihrem Sockel heben und als Teil der Gesellschaft verstehen.
Nun rekonstruierten polnische Künstler ihren alten Klassenraum am Grabbeplatz, während die Düsseldorfer Beuys’ legendäre Unterrichtsräume 19 und 20 vom Eiskellerberg in Warschau aufbauten. Der titelgebende „Dritte Raum“ ist die Synthese der beiden Räume, ein geistiger Raum also. An beiden Orten herrschte damals wie heute die Utopie, mit Kreativität und Kommunikation das menschliche Miteinander verbessern zu können.
Oskar Hansen (1922-2005) war Architekt und Stadtplaner. Als Professor beeinflusste er die Lehrmethoden und Arbeiten mehrerer Künstlergenerationen. Als Relikt seiner Kunst klebt ein abstraktes, aber durchsichtiges Bild auf dem Düsseldorfer Fenster. Wer ins Kunstwerk schaut, hat zugleich den Außenraum im Blickfeld. Sein Schüler Gregorz Kowalski stellt seine alten, schwarzweiß lackierten Bretter an schrägen Stangen zur Schau. Schilder stehen daneben, die besagen, dass das Berühren erlaubt sei. Die Besucher drehen die Tafeln so wild durcheinander, als befänden sie sich auf einem Kinderspielplatz.
Pawel Althamer, der berühmteste Künstler der Runde, setzt die Utopie von einer besseren Welt und den Dialog zwischen Künstlern und Gesellschaft konkret um. Er hat eine überlebensgroße Puppe nicht allein, sondern mit Jugendlichen und chronisch Kranken geschaffen. Sie besteht aus Filz und Wolle, krümmt sich am Boden, breitet das Elend vor dem Betrachter aus. „Alien“ nennt er das Kunstwerk, als wollte er indirekt damit sagen, dass wirklich jeder sich in den Kunstkontext begeben kann.
Die polnischen Künstler Anna Niesterowicz und Lukasz Gutt greifen Fragen nach der Diskriminierung auf andere Weise auf. Sie bemalen die Gesichter weißer Musiker mit schwarzer Farbe und filmen sie bei einer Konzertprobe, als handele es sich um Fremde.