Michael Becker: „Ich bin angekommen!“
100 Tage ist Michael Becker als Intendant im Amt. Er selbst ist mit seinem Start zufrieden.
Seit 100 Tagen sitzt Michael Becker nun im Cockpit der Tonhalle und versucht mit einschlägigen Slogans und Reihentiteln den Besuchern ins Bewusstsein zu rufen, dass das Haus einst als Planetarium erbaut wurde. Aus Symphoniekonzerten werden "Sternzeichen", Konzerte des Jugendorchesters heißen "Big Bang", und auf Teenager zugeschnittene Abende nennen sich zündend "3-2-1-Ignition". Viel Sonnenwind um nichts, oder steckt mehr hinter dem astronomischen Vokabular? Der Intendant selbst zieht eine positive Bilanz.
"Wir verzeichnen steigende Besucherzahlen", sagt Becker. Hätten früher in einem Konzert durchschnittlich nur 710 Besucher gesessen, so seien es heute bereits 940 - eine Steigerung von immerhin 32 Prozent. Aus dem Stand hätte man durch die neuen Konzertreihen jetzt 5100 neue Besucher ins Haus gelockt. Spitzenreiter seien die Konzerte mit den Düsseldorfer Symphonikern. Auslastung: 86 Prozent.
Unterdessen schreiten die kosmetischen Modernisierungen voran: Die über 25 Meter lang gestreckte Cafeteria im Obergeschoss des Foyers nennt sich jetzt Tonhallen-Lounge. Dort laden nun kugelförmige braune Sessel im futuristischen Design der 60er Jahre zum Verweilen ein. Als besondere Spezialität des Hauses wird seit einiger Zeit das von der Bäckerei Hinkel hergestellte Tonhallen-Brot angeboten, ein Weizenmischbrot mit gerösteten Pinienkernen.
Aber neben optischen Modernisierungen konnte Becker auch inhaltlich viel erneuern. Zu den zukunftsweisenden Projekten gehört sicherlich die kürzlich gestartete Jugendreihe "3-2-1-Ignition". Becker selbst konzipiert jedes Programm und moderiert auch die Veranstaltung. Das erste Konzert stand unter dem Motto "Verbotene Liebe" und konnte eine große Zahl Jugendlicher in den Saal locken. "Ich bin richtig stolz, dass wir 850 selbstzahlende Jugendliche für dieses Konzert gewinnen konnten", betont Becker. Er will ein qualitativ hochwertiges Angebot unterbreiten und nicht ein konventionelles Konzert zu ermäßigten Preisen anbieten. So sei es keineswegs das Ziel gewesen zu sagen: "Wir machen das billig, und ihr kriegt noch ’ne Cola umsonst".
Ausbildung Studium der Musik (Viola), unter anderem bei Jürgen Kussmaul an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Anschließend Aufbaustudium am Institut für Journalistik in Hannover.
Karriere Mitglied als Bratscher in mehreren Orchestern, Mitarbeit in Funk und Printmedien. Unter anderem Intendanz der Niedersächsischen Musiktage. Intendant der Tonhalle ist er seit dieser Saison.