Düsseldorf Museumschef Wismer: „Man wird Zurbarán lieben lernen“
Museumschef Beat Wismer spricht über die deutsche Uraufführung für den spanischen Maler aus der Zeit des Barock.
Düsseldorf. Am Montag landeten die ersten Kuriere mit kostbaren Bildern von Francisco de Zurbarán im Ehrenhof. Sie kommen aus aller Welt, aus dem Museum Thyssen-Bornemisza in Madrid als Kooperationspartner, aus dem Prado, aus Chicago, Sevilla, Posen und Mexico-City. Die 70 Gemälde stammen aus Klöstern und Kirchen, privaten und öffentlichen Sammlungen in Europa und Amerika.
Einige von ihnen wurden noch nie oder nur selten ausgestellt. Der Ehrenhof bereitet sich darauf vor, vom 10. Oktober bis Ende Januar so etwas wie der Nabel der Welt in der bildenden Kunst zu sein. Denn für Deutschland ist es eine Uraufführung. Noch nie zuvor wurde dem Hauptvertreter des spanischen Barock hierzulande eine Retrospektive gewidmet.
Der Museumschef und Kurator Beat Wismer ist Feuer und Flamme, wenn er sagt: „Man kann die Gegenwart nur verstehen, wenn man die Vergangenheit kennt. El Greco war wichtig für die Expressionisten, Zurbarán ist es für die heutigen Künstler, weil seine Gründe monochrome Malerei sind. Aber er hat vor allem Impulse für die Neue Sachlichkeit geliefert. Er ist ein ungemein faszinierender Maler.“
Wismer liebt die Vielfalt des Künstlers, wenn er sagt: „Es gibt ganz innige Genre-Bilder von ihm, etwa Maria, die er als schlafendes Mädchen zeigt. Er kann mit barockem Elan malen. Aber er ist auch ganz streng. Dann sind seine Bilder monumental und unumstößlich, teilweise sogar supernaturalistisch. Man meint, man könne das Schaf kraulen. Manche Bilder haben eine große, haptische Qualität.“
Das Neue an der Kunst dieses Meisters liegt darin, dass er in seinen Motiven hinübergleitet von der diesseitigen in die jenseitige Welt. Wismer erklärt: „Wir zeigen dreimal das Schaf. Es liegt auf einem Tisch, der auch ein Altar sein könnte. Zurbarán lässt das offen. Zweimal ist es nur ein Schaf, einmal aber ist es auch das Lamm Gottes, mit einem sehr zart gemalten Heiligenschein über dem Kopf. Ohne diesen Schein wären auch die Marien nur junge Mädchen.“
Am bekanntesten ist die Santa Casilda aus Madrid. Sie wird in den kommenden Wochen die Plakate schmücken. Sie ist ein Paradebeispiel für die Genauigkeit, die Stofflichkeit, die Opulenz der Malerei. 397 Perlen aus Öl hat allein ihr üppiger Saum. Aber das Gesicht erinnert an eine japanische Maske.
Zu Zurbaráns Lebenslauf ist nicht viel überliefert. Zeichnungen, die sein Inneres offenbaren könnten, gibt es nicht. Er hatte eine große Werkstatt in Sevilla, dem Tor zur Neuen Welt. Nach Meinung des Museumschefs arbeitete er viel für den südamerikanischen Markt. So seien die Leihgaben aus Havanna und Mexico-City erklärlich. Eines ist für Wismer wichtig zu betonen: „Man wird von Düsseldorf aus den Künstler Zurbarán lieben lernen.“