Musical: Böttichers Arbeit wird poliert

„Gigi“ ist in der Inszenierung des verstorbenen Herbert Bötticher zu erleben. Für den letzten Schliff sorgt seine Witwe.

Düsseldorf. "Heute ist der traurigste Geburtstag meines Lebens", sagte am Dienstag die Witwe des kürzliche gestorbenen Regisseurs und Schauspieles Herbert Bötticher, Doris Gallart, die tatsächlich 72 Jahre alt wurde. Sie inszeniert am Theater an der Kö Lerner und Loewes Erfolgsmusical "Gigi" für ihren Mann zu Ende. "Wir vollenden nur seine akribische Arbeit", betont Gallart. Bötticher selbst habe sie wie im Eilschritt eigentlich schon fertig gestellt. "Ich musste sie nur noch polieren."

Für Bötticher, der die Rolle des Honoré übernehmen sollte, sprang in letzter Minute Volker Conradt ein. "Ich wollte diese Figur schon immer spielen", so Conradt. Er habe seine Rolle nun nächtelang gelernt. Außerdem freue er sich, die Rolle eines Mannes zu spielen, dem die Frauen hinterherlaufen. "Jetzt kann ich das zumindest auf der Bühne haben", sagt Conradt augenzwinkernd. In der Titelrolle ist Patricia Meeden zu sehen, die in Düsseldorf bereits in "Miami Nights" und "Cats" aufgetreten ist.

Das aus den 50er Jahren stammende Musical "Gigi" ist eigentlich für große Broadway-Bühnen komponiert worden und für das Theater an der Kö eigentlich zu groß. "Bötticher ist schon häufiger durch sonderbare Ideen aufgefallen", sagt Theaterleiter René Heinersdorff. "Unser Haus eignet sich eigentlich nicht für große Revuen." Doch Bötticher habe mit seiner verknappten Version überzeugt. "Es macht sogar richtig Spaß, daran zu arbeiten, wie man ,Gigi’ auf dieses Nudelbrett kriegt."

Der musikalische Leiter und Pianist Stephan Ohm musste die Partitur eindampfen für die begrenzten Rahmenbedingungen am Haus. Nur wie? Ohm: "Die Antwort ist ganz einfach: Die Musik wird für Klavier arrangiert - Punkt." Beim Versuch, alles revuemäßig aufzublasen würde man nur scheitern. "Die Musik für sich wirken zu lassen, funktioniert wegen der wunderbaren Melodien und der gesungenen Dialoge und Monologe", erklärt Ohm.

"Gigi" spielt in Paris im Jahr 1901. Sie lebt bei ihrer Großmutter, bis ihr an ihrem Geburtstag mitgeteilt wird, dass sie nun die Etikette der feinen Gesellschaft erlernen soll. Eine Tante, Alice, soll das Mädchen zur höheren Tochter ummodeln. Als der Lebemann Gaston in Gigis Leben tritt und die eigentümliche Verwandlung mitbekommt und zudem feststellt, dass Gigi gar nicht mehr das kleine, kecke Mädchen von früher ist, sondern eine attraktive junge Frau, werden die Karten neu gemischt.