Musiktheater: Hexe Hillary - Nicht verhext – nur verzaubert
In der Rheinoper lernen Kinder mit der Hexe Hillary das Musiktheater kennen.
Düsseldorf. Hexe Hillary ist eine Hexe, wie sie sich Kinder wünschen: Rothaarig, frech und unabhängig - ein bisschen eine Mischung aus Bibi Blocksberg und Pipi Langstrumpf. Ihr bevorzugter Schlafplatz ist auf einer Leiter und ihr bester Freund die Hausmaus Wülly. Mit ihr teilt sie alle Sorgen und kuschelt sich mit ihr zusammen, wenn sie sich einsam fühlt.
In diese beschauliche Zweisamkeit bricht der Gewinn von zwei Opernkarten. Doch was ist das - eine Oper? Auskunft gibt das große Hexenbuch: Ein Stück, in dem man nur singt. Und weil die kleine Hexe sich das partout nicht vorstellen kann, wittert sie einen großen Fluch dahinter, den sie auch erlernen will.
Die ersten Versuche gehen natürlich gründlich schief: Ihre Mischung aus Erkältungs- und Tierzauber erschafft nur zwei Mozart-Melodien miauende Katzen, die dem armen Wülly hinterherjagen.
"Die Hexe Hillary geht in die Oper" heißt das von der Theaterpädagogik des Opernhauses geschaffene Stück, mit dem schon Vorschulkinder an die Oper herangeführt werden sollen. Das dies möglich ist, zeigte sich gestern bei der Premiere.
Es wurde gelacht, bei den für kleinere Kinder etwas zu langen Erklärdialogen auch mal getuschelt, doch dann wieder gebannt gelauscht, als Opernhexe Maria Bellacanta (Lisa Griffith) als Königin der Nacht vor Wut kochte oder als Prinzessin Tamina ihre Einsamkeit betrauerte. Diese hatte Hillary in ihrer Verzweiflung über Wüllys Verschwinden herbeigehext, um endlich den Singfluch zu lernen.
Erstmals trennt kein Orchestergraben das junge Publikum von den Sängern, denn das Foyer des ersten Rangs wurde kurzerhand zum Bühnen- und Zuschauerraum umfunktioniert.
Die Kinder hocken auf dem Boden, als säßen sie mitten in der unaufgeräumten Hexenstube. Vergnügt verfolgen sie Hillarys Annäherungsversuche an das unbekannte Metier - von Merle Hoch gestenreich und mit viel Körperakrobatik in Szene gesetzt. Zum Kichern komisch: ihre Kopie der großen Arien Maria Ballacantas.
Dass Oper kein Fluch, sondern allenfalls ein Zauber - und dazu noch ein guter - ist, begreift Hillary erst allmählich. Wieso laufen ihr kalte Schauer den Rücken herunter, als die Hexe aus Humperdincks Hänsel und Gretel (von Martin Koch stimmgewaltig intoniert) den Kindern hinterherjagt? Wieso weint sie vor Freude, als sich Pamina und Tamino gefunden haben?
Einfühlsam wird den Kleinen erklärt, dass Musik die Gefühle verstärkt. Aber eben nicht nur erklärt, sondern die Kinder geraten immer wieder in den Sog der Musik. Am Ende haben auch die Kinder von der Kita Altestadt das Prinzip Oper verstanden. Und für den siebenjährigen Maximilian steht fest: "Ich will jetzt in eine richtige Oper gehen."