Dreimal Bill zum Galerie-Abschied

Nach 38 Jahren muss der Kunsthändler seine Räume am Grabbeplatz aufgeben. Das Haus wird abgerissen.

Düsseldorf. 1969 war der Galerist Hans Mayer nach Düsseldorf gekommen, 1971 eröffnete er am Grabbeplatz2 seine Räume, die ihm Max Bill gestaltete. Er kannte den prominentesten Vertreter der konkreten Kunst seit seiner Jugend in Ulm, er wurde sein Freund. Jetzt verabschiedet sich Mayer vom Grabbeplatz, weil das Haus abgerissen wird, mit einer Ausstellung zum 100.Geburtstag von Max Bill und zeigt zugleich dessen Sohn Jakob Bill (66) und Enkel David Bill (34).

Das Defilee der Familie Bill ist imponierend. Das Werk des Seniors wirkt streng in Farben und Formen. Es ist Ausdruck einer klaren geistigen Ordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg notwendig war. Bill sah seine Kunst als ein Modell für eine bessere soziale Ordnung. So beteiligte er sich 1951 an der Gründung der Ulmer Hochschule für Gestaltung, deren Rektor er wurde. 1959 lernte Hans Mayer, damals 18 Jahre alt, den Künstler kennen.

Jakob Bill ist mit dem aufgewachsen, was der Vater machte. Er erzählt: "Wenn Farbreste da waren, durfte ich sie auch benutzen." Er benutzt Ölfarbe, die Farbabstufungen wirken sehr südländisch. Er spricht von "Ähnlichkeiten", die er aus der einen Farbe für die nächste Farbe ableitet. Dadurch erzeugt er Variationen im Ton.

So wird ein gelber Streifen im Verlauf heller oder dunkler. Jakob Bill hat nicht nur gemalt, sondern ein Studium als Prähistoriker absolviert. Er wurde bis zu seiner Pensionierung Kantonsleiter, vergleichbar mit einem Landesarchäologen. Er wohnt in Luzern und im Tessin, wovon seine Bilder die sonnigen Farben erhalten. Außerdem betreut er das Max-Bill-Archiv.

David Bill ist gelernter Eisenschmied. Er behauptet, in der Familie seien für ihn nur zwei Farben übrig geblieben, das Schwarz und das Weiß. In der Form geht er vom Quadrat und vom Kubus aus, arbeitet mit Chromstahl, der gelötet werden muss, und mit Autolack.

Da er ein Praktiker ist, gibt er für den Autolack auch eine Erklärung hinzu: "Dadurch lassen sich die Skulpturen gut reinigen. Sie sind nicht zu empfindlich für die Umwelt." Er zeigt hochinteressante Wandskulpturen, Schnitte im Stahl, Schwarz-Weiß-Anordnungen.

Die Farben und Formen gehen bei ihm jedoch keine Einheit ein. Er verschiebt die kontrastierenden Töne auf den Skulpturen und erzeugt dadurch eine virtuelle Bewegung. Wie alle Bills sagt auch er: "Die konkrete Kunst lebt und wird noch lange überleben." Die Schau ist noch bis 15.11 zu sehen.

In diesen Tagen wird die Galerie Hans Mayer an diesem Standort geschlossen. Ein Ausweichsquartier ist noch nicht gefunden. Der Galerist erklärt lediglich, er werde nach der Errichtung des Neubaus an alter Stelle im Sommer 2010 wieder eröffnen.